Cédric Jimenez mag es actionreich, politisch und sozial im Brennpunkt: In BAC Nord ging es um Verbrecherbekämpfung in Marseille, während sich sein früheres Werk La french mit Drogenkartellen befasste. In Novembre widmet sich der Regisseur der Aufarbeitung der Terroranschläge 2015 in Paris. Die Geschichte beginnt mit der Verfolgung eines mutmasslichen Terroristen in Griechenland, dessen Spur sich allerdings im Sand verläuft. Danach verlagert sich die Handlung nach Paris.
Interessant ist, dass die Handlung zwar am Tag der Terroranschläge beginnt und diese zur zentralen Filmthematik macht, ohne sie jedoch explizit auf die Leinwand zu bringen. Zu sehen sind die Tatorte, kurz bevor die Anschläge stattfinden. Die Menschen schauen sich im Stadion oder in Bars das Länderspiel an, treffen sich, trinken etwas zusammen. Zu diesem Zeitpunkt liegt das Grauen, das folgen wird, noch in der nahen Zukunft.
Die Entscheidung, die Anschläge nicht zu zeigen, stellt sich als weise heraus, schliesslich sollen nicht die Terrorakte glorifiziert und ausgeschlachtet werden. Solche Bilder sind in den Medien (leider) zur Genüge zu sehen gewesen. In Novembre geht es um die Aufklärung, die direkt an die Anschläge folgende Arbeit, bei der die Jagd nach den verbliebenen Attentätern nervenaufreibend inszeniert ist.
Der Film punktet mit einem enorm hohen Tempo und hoher Intensität. Dabei nimmt er sich keine Auszeit. Die fieberhafte Suche und die Prüfung von Hinweisen auf den Verbleib der Männer übertragen sich auf das Publikum. Es ist förmlich spürbar, unter welcher Last und mit welchem Zeitdruck die Arbeit vorangehen muss, denn es geht um Leben und Tod. Jede Sekunde zählt, jede Minute, welche die Attentäter auf freiem Fuss sind, könnten sie ihre Spuren verwischen oder neue Attentate ausführen.
Diese enorme Pace macht Novembre aber auch ermüdend und anstrengend, gönnt sich der Film während den 105 Minuten doch keine Verschnaufpause. Einige Klischees und Handlungen werden dann doch etwas zu reisserisch dargestellt; beispielsweise wenn Jean Dujardins Charakter bei einer Vernehmung kurzzeitig die Contenance verliert oder ein Verdächtiger beim Verhör aus dem Koran zitiert. Die Handlung konzentriert sich dann auch fokussiert auf die Aufklärungsarbeit, wobei die Menschen, die eine ebenso wichtige Rolle im ganzen Prozess spielen, in den Hintergrund geraten. Es wäre spannend gewesen, auch über sie mehr zu erfahren, anstatt nur zu sehen, wie sie von Einsatz zu Einsatz zu hasten.
Die wahren Begebenheiten machen Novembre durchaus ergreifend. Der Film zeigt auch persönliches Drama in Person von Samia (Lyna Khoudri), die einen entscheidenden Schritt zur Auflösung des Falles beiträgt und somit ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt. Der Film überzeugt grösstenteils, kann gewisse Schwächen aber nicht kaschieren.