Filmkritik: Als den Galliern der Kirchenhimmel auf den Kopf fiel

Es herrscht Hochbetrieb auf der Ile de la Cité an diesem heiteren Frühlingsmontag, der sich in das kollektve Gedächtnis der französischen Nation einbrennen wird. Am Abend des 15. April 2019 schrillen bei einem Pariser Sicherheitsdienst die Sirenen: «Feuer im Dachstuhl der Notre-Dame!» Die barocke Kathedrale mit ihren unermesslichen historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Schätzen brennen zu sehen, wäre für die Grande Nation ein Horrorszenario. Sogleich wird vor Ort ein Augenschein genommen, doch kein Brandherd ist auszumachen. Wohl ein weiterer Fehlalarm, denkt man sich und verflucht das veraltete Warnsystem.

Die evakuierten BesucherInnen dürfen sich wieder in die heiligen Hallen begeben, der Gottesdienst wird wiederaufgenommen. Sie bekommen nicht mit, dass bereits dichter Qualm über dem Dach aufsteigt. AugenzeugInnen zücken das Smartphone und versenden die Fotos um den Globus. Als diese den Weg auch zu den Schutzleuten in Frankreichs Hauptstadt finden, runzeln diese die Stirne und tun es als Photoshop-Fake ab. Doch dann laufen die Leitungen zur Pariser Feuerwehr immer heisser, denn das Wahrzeichen der Stadt stehe tatsächlich in Flammen.