A Man Called Otto (2022)

A Man Called Otto (2022)

Ein Mann namens Otto
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  3. 126 Minuten

Filmkritik: Kein Otto-Waalkes-Biopic

«Zum Glück steht sie neben dem Auto und nicht davor …»
«Zum Glück steht sie neben dem Auto und nicht davor …» © Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Der oft miesgelaunte Rentner Otto Anderson (Tom Hanks) ist sehr auf seine Gewohnheiten fixiert und will am liebsten einfach in Ruhe gelassen werden. Mit den meisten seiner Nachbarn steht er auf Kriegsfuss, da diese unter anderem nicht auf ihre Tiere oder beim Reycling achtgeben und ständig die Schranke zur Siedlung offenlassen. Aber eigentlich möchte er sich das alles auch gar nicht mehr lange antun. Seit dem Tod seiner Frau hat die Lebenslust stetig abgenommen, sodass sich Otto nun ernsthaft überlegt, selbst aus dem Leben zu scheiden.

Was für ein Clown …
Was für ein Clown … © Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Doch dann zieht eines Tages eine quirlige junge Familie neu in die Siedlung. Vor allem die schlagfertige und aufgestellte Mutter Marisol (Mariana Treviño) scheint des Öfteren Ottos Griesgrämigkeit mit Freundlichkeit und Snacks direkt zu bekämpfen. Mit der Zeit entwickelt sich sowas wie eine Freundschaft, die Ottos Welt ganz schön auf den Kopf stellen wird.

A Man Called Otto ist ein sehenswertes Feel-Good-Movie mit einem toll aufspielenden Tom Hanks als griesgrämigen Rentner. Der Plot ist zwar recht vorhersehbar, doch wird das Ganze mit genügend Humor und Wärme von Regisseur Marc Forster erzählt und inszeniert, sodass man dem Film trotz ein paar Klischees gar nicht allzu fest böse sein kann.

Es braucht schon einiges an Mut, einen Feel-Good-Film mit den Vorbereitungen zu einem Suizid zu beginnen. Dass dies funktionieren kann und nicht unbedingt abschreckend ist, weiss der Schweizer Regisseur und Co-Autor Marc Forster aufgrund des Klassikers It's a Wonderful Life und der äusserst erfolgreichen Vorlage, auf der A Man Called Otto basiert. Fredrick Backmans Bestseller aus Schweden hielt sich auch in den USA 42 Wochen lang in den Büchercharts der New York Times und wurde in seinem Heimatland bereits einmal verfilmt. Zwar ist die US-Adaption weit weniger schwarzhumorig, gleicht dies aber durch einiges an Wärme und dank einen toll aufspielenden Tom Hanks aus.

Es braucht dabei schon etwas an Eingewöhnungszeit, bis man Forrest Gump als Grummli akzeptiert. Der zweifache Oscarpreisträger gehört aufgrund seiner immer wieder bei Interviews und Premierenauftritten gezeigten Freundlichkeit und seiner Rollenwahl seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Schauspielern Hollywoods. Da sein Otto aber natürlich nicht den ganzen Film hindurch schlecht gelaunt bleibt, ist es da auch ein Entgegenkommen gegenüber dem Publikum. Zum totalen Kuschelbär wird Otto zwar nicht - und da scheint der lakonische Humor der Vorlage auch immer wieder herrlich durch -, doch wärmt es uns trotzdem das Herz, den «bekannten Hanks» immer mehr zu erkennen. Der nicht-so-heimliche Star ist jedoch die Mexikanerin Mariana Treviño als Nachbarn Marisol, die mit ihrer Gutmütigkeit entzückend ist.

Am besten ist A Man Called Otto immer dann, wenn wir länger bei Tom Hanks' Otto verweilen können. Das «Tom» im vorherigen Satz ist dabei entscheidend, denn die jüngere Version der Figur wird von Sohnemann Truman Hanks gespielt. Dieser ist jedoch kein gelernter Schauspieler und bei Filmproduktionen normalerweise als Techniker hinter der Kamera anzutreffen. Truman Hanks' Unerfahrenheit ist in den «Vergangenheitsszenen» zu spüren, da er sehr steif agiert und die Emotionen seiner Figur nicht überzeugend rüberbringen kann. Zum Glück verbringen wir den grössten Teil mit «Good ol' Hanks», der mit seinem Charisma sogar einige Klischees ertragbar macht, weshalb man dem Film auch ein paar kitschige Momente verzeiht. Wie dies die Autos in Ottos Siedlung tun sollten, tuckert dieser Feel-Good-Film so mit der nötigen Ruhe und ohne grossen Lärm an sein immer in Sichtweite bleibendes Ziel - genauso, wie es Otto Anderson gerne hätte.

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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