M3GAN (2022)

M3GAN (2022)

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  2. 102 Minuten

Filmkritik: Shut up, M3GAN

Run!
Run! © Universal Pictures

Nach einem schrecklichen Autounfall wird die Robotik-Expertin Gemma (Allison Williams) zum Vormund ihrer verwaisten Nichte Cady (Violet McGraw). Gemma ist völlig überfordert mit dieser neuen Situation, auch weil es bei der Arbeit gerade nicht so richtig läuft. Sie hätte eigentlich eine günstige Variante eines erfolgreichen Spielzeugs entwickeln sollen, doch stattdessen hat sie alle ihre Energie und Zeit in den Prototyp einer sehr teuren Hightech-Puppe mit dem Namen M3GAN gesteckt.

Get Out!
Get Out! © Universal Pictures

Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, nimmt Gemma M3GAN einfach nach Hause und lässt sie von der trauernden Cady testen, damit die Nichte sich nicht mehr so alleine und traurig fühlt. Alles scheint perfekt zu funktionieren, und Cady findet in M3GAN eine neue beste Freundin. Doch die mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Puppe entwickelt schon bald einen mörderischen Beschützerinnneninstinkt.

Zurück in die Fabrik möchte man diese AI-Mörderpuppe zwar nicht schicken, aber im Vergleich mit Child's Play zieht M3GAN deutlich den kürzeren Kupferdraht. Dem Film von Gerard Johnstone fehlt es zwar nicht an guten Ideen und Denkanstössen, jedoch an Spannung, und zudem pendelt der Film ständig zwischen Ernst und Klamauk.

Eine Puppe mit künstlerischer Intelligenz, die Menschen nach dem Leben trachtet: Das kommt vertraut vor, oder? Genau, 2019 wurde die Mörderpuppe Chucky im Child's Play-Update nicht als durch Voodoo transportierter Psycho in Spielzeugform, sondern als reines AI-Monster mit ausgeschalteten Sicherheitsprotokollen neuaufgelegt. Der von den beiden Horror-Spezialisten James Wan (The Conjuring) und Jason Blum (Get Out) produzierte M3GAN könnte man da glatt als eine Kopie bezeichnen - einfach mit deutlich tiefer eingestellten Humor-Settings.

Das soll aber nicht heissen, dass man bei M3GAN keinen Spass haben kann. Vor allem gegen Ende, wenn die Puppe so richtig loslegt, dürften Horrorfans ins schadenfreudige Grinsen kommen. Das Problem ist nur, dass es bis dorthin ewig dauert. James Wan hat in einem Interview bestätigt, dass er das Projekt mit Ernsthaftigkeit angehen habe wollen, da sich die Technik heutzutage ständig rasant weiterentwickle und wir so auch im realen Leben womöglich nicht mehr weit entfernt seien von einer M3GAN. Dagegen ist ja nichts einzuwenden, aber der Film nimmt sich zu grossen Teilen einfach viel zu ernst.

Das beginnt schon damit, dass mit Cady ein verwaistes Mädchen bei den Menschen im Zentrum steht. Der Erzählton pendelt immer zwischen Tragik und WTF. Eine seltsame Mischung. Und da wir wissen, worauf das Ganze herauslaufen wird, zieht sich das alles immer mehr in die Länge. So ist M3GAN nicht wirklich spannend, selten gruselig, und zu lachen traut man sich irgendwie auch nicht.

Dabei lassen sich wenigstens einige gute Ansätze und Diskussionspunkte finden. Beispielsweise die Sache mit der grossen Firma, die versucht, Traumata zu Geld zu machen. Oder dass Erziehungsberechtigte ihre Kinder am liebsten mit einem technischen Gadget ruhigstellen, um sich auf ihre eigenen Dinge konzentrieren zu können. Schön und gut, nur hätte ein etwas unterhaltsamerer Film daraus entstehen sollen.

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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