Eine sehr spezielle Menage-à-trois, die uns Fukada hier serviert. Wie die Wohnung, in welcher der Film spielt, auf kleinstem Raum so praktikabel wie möglich sein soll, wirkt alles sehr japanisch. Das stille Melodram zeigt unterschiedliche Arten der Trauerbewältigung und belohnt die, welche sich auf die bewusst abrupten Stimmungsschwankungen einlassen.
Love Life ist ein Film der leisen Töne. Wie in einer Blockwohnung, bei der man auf die Nachbarn Rücksicht nehmen muss, schleicht die Geschichte vor sich hin, und drei Figuren bleiben besonders gut in Erinnerung. Sie alle sind auf ihre ganz eigene Art fremd - möglicherweise weil sie in Japan leben - und trotzdem auf eine ungewöhnliche Art sympathisch.
Der sechsjährige Keita ist ein aufgewecktes und trotzdem anständig erzogenes Kind. Seine Faszination für das Brettspiel Othello, das in Europa unter dem Namen Reversi bekannt ist, scheint grenzenlos. Oft spielt er mit den Steinen auf dem Tisch, während er sich gleichzeitig auch noch online duelliert. In nur ganz wenigen Filmminuten hat man den japanischen Bub so in sein Herz geschlossen, dass einem sein sehr abrupter Filmtod richtiggehend mitnimmt.
Sein Mutter ist Taeko, sanftmütig gespielt vom japanischen Star Fumino Kimura. Sie leidet an extremem Helfersyndrom und verschwindet auch bei noch so kleinen Tätigkeiten fast hinter einer Fassade aus Scheu. Ob beim Organisieren einer Geburtstagüberraschung, oder dem Essenverteilen an Randständige. Die Sozialarbeiterin nimmt sich so sehr zurück, als würde sie am liebsten gleich im Boden versinken.
Die dritte Person ist Taekos Ex-Mann Park, gespielt von Misuzu Kanno, der auch im richtigen Leben taub ist. Als Halbkoreaner ohne festen Wohnsitz wird Park in Japan sowieso geächtet von der Gesellschaft. Kommt hinzu, dass er lügt und generell sehr unzuverlässig scheint. Seine Hilflosigkeit, die nicht sich nicht nur aufgrund der Gebärdensprache manifestiert, hat natürlich fast schon magnetische Wirkung auf Taekos Hilfsbereitschaft.
Sexuell flammt die Beziehung zwischen Taeko und Park nicht wieder auf. Dafür ist Love Life, dessen Titel auf einem Song von Akiko Yano basiert, zu nüchtern. Trotzdem knallt es am Ende des Films nochmals überraschend gehörig. Eine Hochzeit in Korea als witzige Haudrauf-Pointe in einem Film, der sonst vieles nur leise andeutet.