In den USA war The Lost City bisher ein respektabler Hit - vor allem für Pandemiezeiten. Das ist wenig verwunderlich, bringt der Film auf dem Papier doch alles mit, was nach einem Pärchen-Abend im Kino verlangt: Stars, Abenteuer und Humor. Damit können Frauen wie auch Männer abgeholt werden, ohne dass jemand wegen der Filmwahl gross die Augen verdrehen müsste. Und auch wenn das Endergebnis hätte besser ausfallen können, ist der Film der Regiebrüder Aaron und Adam Nee trotzdem ein lüpfiges Dschungelabenteuer.
Wenn man The Lost City mit dem überdeutlichen Vorbild Romancing the Stone (bei uns eher bekannt unter dem deutschen Titel «Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten») mit Michael Douglas und Kathleen Turner vergleicht, stechen hier die Geschlechterrollen ins Auge, die an die heutige Zeit angepasst wurden. Channing Tatums «Held» ist nicht etwa wie Douglas ein Draufgänger, sondern ein Mann mit Gefühlen, der immer leicht überfordert scheint von vielen Situationen . Tatum ist herrlich lustig als Alan, wobei seine Performance immer wieder an seinen Jenko aus den Jump-Street-Filmen erinnert.
Sandra Bullocks Autorin rennt derweil zum Glück nicht schreiend durch das Dickicht, sondern versucht einen kühlen Kopf zu bewahren und die Rätsel zu lösen. Das ist zwar erfreulich im Hinblick auf moderne Geschlechterrollen, aber fehlt dieser Loretta etwas Besonderes, damit sie wirklich erinnerungswürdig bleibt. Bullock weiss aber auch in dieser wenig fordernden Rolle zu überzeugen. Es bleibt aber der Nachgeschmack, dass Bullocks Part für eine Actionkomödie etwas gar zahm ist und bei der (logischerweise) anbahnenden Romanze die Funken nicht wirklich sprühen möchten.
Das fällt besonders im Vergleich mit einem over-the-top agierenden Daniel Radcliffe auf, der an seiner Bösewichtrolle sichtlich Spass hat. Ebenfalls viel Freude bringt Brad Pitt in den Film, der als cooler Retter in der Not viele Lacher auf seiner Seite hat. Als Dankeschön für seinen Auftritt in diesem Film wirkt Bullock übrigens in dem Brad-Pitt-Vehikel Bullet Train mit.
Auch wenn The Lost City so letzten Endes nicht ganz an sein Vorbild herankommt, ist in den 112 Minuten genügend Unterhaltung, Action, Abenteuer-Feeling und Humor enthalten für einen gemütlichen Date-Abend.