Unglaublich, aber wahr: Schon wieder ein Film von Quentin Dupieux! Der Franzose schreibt das Drehbuch, führt Regie und Kamera und schneidet seine Filme selbst. Und er macht das gerne oft und viel. In den letzten Jahren kamen neben diesem Film mit Mandibules, Le Daim und Fumer fait tousser fast jedes Jahr Filme heraus, die es auch an A-Festivals wie Cannes, Venedig oder die Berlinale schafften. Bald wird man also schon fast komplett vergessen, dass der Franzose in den 90ern mal als Mr. Oizo die Hitparaden unsicher machte.
Seine Gedankenwelt ist hoch konzeptuell, die Machart seiner Filme hingegen eher rudimentär. Prägnante Bilder muss man bei ihm nicht erwarten, dafür Witz und eine spielfreudige Darstellerriege. Alle geben sich dem Spass hin, und sei er noch so absurd. Neben dem Loch im Keller gibt es nämlich auch noch einen Handlungsstrang um einen iPenis, eine elektronische Pimmelprothese, die sich Alains bester Freund und Chef (Benoît Magimel) einbauen lässt. Selbstverständlich mit all den «erektylen Disfunktionen» mechanischer Art, die solch ein Robo-Dick so mit sich bringt.
Begleitet wird die absurde Handlung, die allesamt bitterernst - und erstaunlicherweise auch sehr glaubhaft - vorgetragen wird, durch die erhabene Musik von Barockmeister Johann Sebastian Bach. Auch da aber mit dem Twist, dass es sich um Synthie-Versionen von Jon Santo (alias Musikwissenschaftler Andreas E. Beurmann) aus den Siebzigern handelt.
Natürlich geht mit dieser Handlung nicht immer alles auf. Wie in Zeitreise-Filmen üblich, ist die sogenannte «suspension of disbelief» integraler Bestandteil beim Zuschauen. Wie bei Dupieux aber immer öfter zu erkennen, geht ihm meist auch der Schnauf aus über volle 90 Minuten. Es scheint manchmal, als hätte er nach einer wirren Idee schon wieder Lust, seinen nächsten Einfall zu verfilmen, ehe er die letzte bereits umgesetzt hat.
In Incroyable mais vrai ergibt sich aus diesem gehetzt wirkenden Schaffen aber eine Spiegelung der Story in der Filmform. Die Zeit, welche die Figuren im Loch im Haus verlieren, findet gegen Ende des Films eine Entsprechung im gerafften Erzählstrang einer Montage. Wie bei einem Kind, das plötzlich die Lust verliert, lässt einen Dupieux fast schon ein bisschen im Stich. Uns und ihm kann's aber egal sein. Weil er sowieso alles selber macht, wird uns wohl schon bald wieder eines seiner Werke beglücken.