Es waren einnmal zwei Kumpels namens Mike Cheslik und Ryland Brickson Cole Tews. Diese hatten 2018 in einer Bar eine Idee zu einem Film. Mit einer gerade einmal sechsköpfigen Crew setzten sie das selbst verfasste Skript im Winter 2019/2020 während zwölf Wochen in Wisconsin und Michigan bei Minustemperaturen um. Im Anschluss folgte eine zweijährige Post-Produktion, in der 1'500 visuelle Effekte mit Adobe After Effects erstellt wurden und Tews' Vater die Musik komponierte und einspielte. 2022 war dann alles fertig.
Das klingt putzig und verdient schon Sympathiepunkte. Das Problem: Wir wissen gar nicht, wo wir diese Punkte nun hinzufügen sollen. Denn Hundreds of Beavers ist eine Masterclass in Sachen Slapstick und zieht das umwerfend komische Programm 108 Minuten mit einem irren Tempo durch. Irgendwann kommt vor Lachen das Atmen zu kurz, und am Ende ist man dermassen euphorisiert und hat einen so trümmligen Kopf, dass einem gar nichts anderes übrigbleibt, als dem Film die Höchstwertung zu geben.
Es ist natürlich heikel, Komödien so zu hypen. Zum einen ist Humor Geschmackssache, und zum anderen steigen nun natürlich die Erwartungen ins Unermessliche. Slapstick muss man schon ein bisschen mögen, um hier Spass zu haben. Aber Cheslik und Tews bedienen sich auch anderen Formen von Humor. Und selbst wenn mal ein Witz das Ziel nicht ganz trifft, feuert der Film in hoher Schlagzahl weitere Ponten ab, sodass ab einem Punkt alle im Publikum was zu lachen haben - oder sich fragen, was diese Filmemacher nur geraucht haben.
Der Film überspringt dabei auch Sprachbarrieren. Mal abgesehen von einem Song am Anfang kommt Hundreds of Beavers fast ohne Dialoge aus und kann deshalb auf der ganzen Welt genossen werden - und so zum Weltfrieden beitragen. Auch wenn die Macher Buster Keaton und Charlie Chaplin als Vorbild nennen, ist es kein reiner Stummfilm. Wie bei einem Looney-Tunes-Cartoon sind lustige Umgebungsgeräusche sowie übertrieben eingesetzte Kampflaute wie «Boing» oder «Aua» zu hören.
Hundreds of Beavers lebt dabei natürlich von den titelgebenden Bibern und anderen Tieren, die nicht etwa mit Effekten zum Leben erweckt wurden, sondern durch Menschen in Ganzkörperkostüme, die ein bisschen wie Pyjamas aussehen. So ist es einfach furchtbar witzig und absurd, wenn diese Viecher mit dem gleich grossen von Tews mit perfektem komödiantischem Timing gespielten Protagonisten eine Schlägerei anfangen.
Doch wir schauen nicht 108 Minuten lang dabei zu, wie sich Biber und Mensch auf den Kopf geben. Mit einem riesigen Einfallsreichtum etabliert der Film ständig neue lustige Gefahrenherde, die der Held auf seiner Reise immer wieder aufsucht. Die Anzahl an Callbacks ist deshalb übermässig hoch, und es entstehen auch keine Längen. Cheslik und Tews zeigen auch dank perfekt eingesetzten, harten Schnitten vielen Komödienmachern der heutigen Zeit den Meister - und das, obwohl den beiden gerade einmal ein Budget von 150'000 Dollar zur Verfügung stand. Wie sie ihre Limitationen dann aber auch in Gags umwandeln, ist einfach nur brillant. Ein Fest für alle, die gerne und vor allem viel lachen. Bitte einfach das Atmen nicht vergessen.