Filmkritik: Kreuzfahrt ins Unglück
18. Zurich Film Festival 2022
Zur Pensionierung von Peter (Stefan Kurt) offeriert ihm seine Frau Alice (Esther Gemsch) eine Kreuzfahrt im Mittelmeer. Nach über 40 Jahren trauter Zweisamkeit will das Paar die neugewonnene Zeit geniessen, und vor allem sie auch wieder etwas mehr Schwung ins Eheleben bringen. Doch das kontrastiert mit Peters geänderter Freizeitgestaltung. Neuerdings quält er sich auf dem Rennvelo, isst nur noch gedünstetes Gemüse und verzichtet auf den Alkohol - sehr zum Verdruss der Weinliebhaberin Alice.

Als diese herausfindet, dass ihre beste Freundin Magalie, die beim Wandern völlig überraschend verstirbt, eine längjährige Affäre in Frankreich hatte, beginnt auch sie über ihre Bedürfnisse nachzudenken. Vielleicht will man in der neuen Lebensphase das Haus nicht unbedingt gleich den Kindern überlassen für «etwas Kleineres». Und macht das Kreuzschiff nicht auch halt in Marseille, wo es nur noch ein Katzensprung wäre zu Magalies Verehrer, der noch gar nichts von ihrem Ableben weiss? Spätestens als Peter seinen Kollegen und Neo-Witwer Heinz (Ueli Jäggi) mit aufs Schiff nimmt, ist bei Alice klar: Es muss sich was tun. Ab da wird der Ruhestand definitiv unharmonisch.