Tides (2021)

Tides (2021)

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  3. 104 Minuten

Filmkritik: Waterworld

20. Neuchatel International Fantastic Film Festival 2021
Achtung, Wolkenbruch!
Achtung, Wolkenbruch! © Vega Distribution

Als die Erde für den Menschen unbewohnbar wurde, machte sich die herrschende Elite aus dem Staub. Das Ziel war, ein neues Leben auf dem Planeten Kepler 209 aufzubauen. Doch das mit dem Leben wollte nicht funktionieren, da die Menschen aufgrund der Atmosphäre auf Kepler 209 unfruchtbar wurden. So droht der Menschheit auch auf dem neuen Planeten das Aus. Um das zu verhindern, soll zwei Generationen nach dem Verlassen der Erde herausgefunden werden, ob eine Fortpflanzung auf der alten Heimat wieder möglich ist.

Achtung, Wolkenbruch!
Achtung, Wolkenbruch! © Vega Distribution

Die erste Erkundungsmission endete jedoch mit dem unerklärlichen Verschwinden der Raumkapsel und der Astronauten an Bord. Nun soll die Mission Ulysses II Gewissheit bringen. Nach einer sehr unsanften Landung auf dem blauen Planeten klettert schliesslich Astronautin Blake (Nora Arnezeder) aus der Raumkapsel. Doch schnell wird sie realisieren, dass sie auf dem Planeten, von dem alle sagen, dass er unbewohnbar sei, nicht alleine ist...

Tides kommt leider nicht ganz an Fehlbaums Erstling, den unheimlichen Hell, heran. Für das fällt die Spannung besonders im Mittelteil zu sehr ab. Aber von den präsentierten Bilderwelten her ist dies beeindruckend und zudem stellt der Film ein paar unbequeme Fragen, die gerade zu den Zeiten der Klimakrise aktueller denn je sind.

Mit seinem Erstling Hell sorgte der Basel Regisseur Tim Fehlbaum vor zehn Jahren für mächtig Aufsehen. Ein postapokalyptischer Sci-Fi-Film aus Deutschland und der Schweiz, der nicht nur gut aussah, sondern auch spannend und aufregend war: eine Seltenheit damals und auch leider heute immer noch, wobei es meistens am Budget und nicht am Ideenreichtum scheitert. 2021 kehrt Fehlbaum nun mit einem weiteren Sci-Fi-Film zurück. Statt grelles Licht und Wassermangel gibt es in Tides kaum die Sonne zu sehen, dafür aber riesige Wassermassen. Waterworld ist das von den Schauwerten zwar nicht, aber trotzdem ein genug ansprechendes und interessantes Endzeitszenario.

Der Film legt dabei in den ersten Minuten ein echtes Startfurioso hin. Bevor sich die Zuschauer überhaupt auf dieser Erde etwas zurechtfinden können, auf der es überall wie im heutigen Wattenmeer aussieht, wird Protagonistin Blake schon entführt und regelrecht durch den Plot gezogen. Dass dies nicht für den ganzen Film aufrechterhalten werden kann, ist klar - immerhin wollen wir Blake ja auch sehen, wie sie noch aktiv Einfluss auf die Geschehnisse nimmt. Der Film legt dann jedoch eine etwas gar lange Actionpause ein, in der die Menschen in dieser Welt und deren Entscheidungen genauer beleuchtet werden. Hier finden Fehlbaum und Co-Autorin Mariko Minoguchi einige interessante Diskussionsansätze. Etwas schade, dass die Figuren meist in dunklen Räumen miteinander reden. Fast komplett weg sind da die Bilderwelten, die zuvor präsentiert wurden und die einen zum Staunen animiert haben.

Tides wird da Opfer eines zu rasanten Beginns und auch wenn der Schluss dann durchaus zufriedenstellen mag, hängt das Ganze in der Mitte ein bisschen durch. So mag die Intensität nicht wie bei Hell permanent hochgehalten werden.

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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