Stand up my Beauty (2021)

Stand up my Beauty (2021)

Erhebe dich, du Schöne
  1. 110 Minuten

Filmkritik: Hansdampf in in allen Gassen - aber in Largo

Auch Morgan Freeman ist am Start
Auch Morgan Freeman ist am Start © Filmcoopi

Nardos Leben findet in der Hauptstadt Äthiopiens, Addis Abeba, statt. Ihre grosse Leidenschaft ist das Singen. Jeden Abend tritt sie einem Club auf. Oft kann man Nardos beobachten, wie sie für sich alleine singt, ab und zu auch mal mit Band, die mit traditionellen Instrumenten musiziert. Sie ist mit Endalk verheiratet und hat einen Sohn, Jossy. Da Endalk oft auf Tour ist, ist er keine grosse Hilfe.

Nardos im Gespräch mit ihrer Mutter
Nardos im Gespräch mit ihrer Mutter © Filmcoopi

Als Nardos ihr zweites Kind Mumut zur Welt bringt, werden es der Schwierigkeiten nicht gerade weniger. Trotzdem nimmt sich Nardos die Zeit und besucht ihre Mutter in den Bergen, bringt ihr Geschenke wie Kaffee und Zucker mit. Ihre Mutter hat sie mit sieben Jahren zu ihrer Schwester nach Addis Abeba gegeben, damit Nardos nicht zwangsverheiratet wird. Die beiden unterhalten sich über die gesangstechnischen Anfänge von Nardos.

In Stand up my Beauty lässt Regisseurin Heidi Specogna vor allem die Musik und die Bilder sprechen. Der Unterschied zwischen den Dörfern in den Bergen und der Hauptstadt Addis Abeba sind gewaltig. Aber selbst in Addis Abeba selber stehen modernste Hochhäuser neben zerfallenen Hütten. Eine schöne Dokumentation, die ohne grosse Höhepunkte auskommt, vor allem wenn die Musik gefällt. Letztendlich ist sie dann aber doch ein paar Minuten zu lang.

Mit der Protagonistin Nardos ist Heidi Specogna, die sich nach Uruguay (Pepe Mujica: Lessons from the Flowerbed) und dem Kongo (Cahier africain) nun Äthiopien zuwendet, ein Glücksgriff gelungen. Jene ist stets sympathisch und gegen aussen immer positiv, egal wie gross ihre Schwierigkeiten auch sein mögen. Und von denen gibt es einige: die stetig wachsende Anzahl eigener Kinder und ihr immer häufiger abwesende Mann. Ihre Musik hilft ihr mit den Schwierigkeiten klarzukommen und sie findet sogar die Kraft, anderen Frauen zuzuhören, denen es in der Vergangenheit schlechter ergangen ist als ihr.

Die rasante Entwicklung von Addis Abeba, die sich längst zur Weltstadt entwickelt hat, wird im Film gut vermittelt. Im Gegensatz dazu scheint die Zeit in den Bergdörfern stehengeblieben zu sein. Doch die Musik bleibt ganz im Mittelpunkt von Stand up my Beauty. Die Lebensfreude die den Äthiopiern die Musik schenkt, ist nicht nur bei Nardos sichtbar.

Nur schwer zu ertragen sind hingegen die Erzählungen der Frauen, wie sie selber als kleine Mädchen zwangsverheiratet wurden und wie sie von ihren teils sehr viel älteren Ehemännern vergewaltigt worden sind. Ebenso unangenehm ist eine unerwartet bedrohliche Situation, in die Nardos gerät. Diese läuft aber schlussendlich ähnlich ab wie die gesamte Dokumentation: irgendwie unaufgeregt und dank der positiven Art von Nardos irgendwie auch gut.

Christoph Reiser [chr]

Christoph arbeitet seit 2020 als Freelancer für OutNow. Er weiss, dass man Animationsfilme nicht hassen darf, dafür liebt er Sergio-Leone-Western. Der Besuch eines Filmfestivals ist zuoberst auf seiner Bucket-List, naja fast. Und er mag kein Popcorn im Kino, denn er steht auf Chips.

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Trailer Originalversion, mit deutschen Untertitel, 01:58