Die schwarze Spinne (2021)

Die schwarze Spinne (2021)

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  2. 116 Minuten

Filmkritik: Itzy Bitzy Spinne

«Ich glaub, ich dreh am Rad»
«Ich glaub, ich dreh am Rad» © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.

Sumiswald, Emmental, 13. Jahrhundert. In diesem weitläufigen Landabschnitt zieht die junge Christine (Lilith Stangenberg) als Hebamme umher und leistet erfolgreich Geburtshilfe. Zurück in Ihrem Heimatdorf erfährt sie vom Deutschritter Hans von Stoffeln (Ronald Zehrfeld), der das Dorf mitsamt seiner Entourage terrorisiert und die Bürger bis zum Umfallen schuften lässt. Er will nämlich einen Schattengang vor seiner neuen, eher abgelegenen Residenz errichten lassen. Die Bürger merken schnell, dass das Vorhaben innert der angegebenen Frist nicht möglich ist. Wie aus dem Nichts erscheint der düstere Karrenmacher (Anatole Taubman) und bietet seine Hilfe an. Aus lauter Verzweiflung beschliesst Christine, den mysteriösen Fremden um Hilfe zu bitten.

«Ich war wirklich schon mal im Bond»
«Ich war wirklich schon mal im Bond» © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.

Der Pakt ist beschlossen, doch fordert der Karrenmacher einen unmenschlichen Lohn. Als sich das Dorf weigert, diesen zu bezahlen, werden alle von einer gruseligen Spinnenplage heimgesucht. Schnell wird Christine als Sündenbock dargestellt. Selbst die Kirche stellt sich gegen die junge Hebamme. Ihre letzte Hoffnung ist die Flucht in die Arme ihrer Schwester. Ob ihr diese Hilfe gewährt wird, wird sich zeigen.

Als wäre es im Kinosaal nicht schon dunkel genug, präsentiert sich der Film im düsteren Gewand. Optimal inszeniert durch eine ruhige Kameraführung bekommt man schon bei nächtlichen Nebelfeldern das Schaudern. Die Kostüme der Schauspieler sind toll gewählt und tragen zu einem gelungenen Stück Schweizer Filmgeschichte bei. Vorsicht: Menschen mit Arachnophobie sollten dem Film den Rücken kehren.

Regisseur Markus Fischer, der bereits mit Marmorera gezeigt hat, dass Mysteryfilme und Heimatfilme Hand in Hand gehen können, zeigt in seinem neuen Werk Die schwarze Spinne genau das, was heutige Kinofans erwarten. Er verbindet die weltberühmte Geschichte von Jeremias Gotthelf aus dem Jahre 1842 mit den Möglichkeiten im heutigen Film. Das Remake von Mark Rissis Klassiker von 1983 lässt die Zuschauer oft erschaudern.

Von Markus Fischer erfährt man ausserdem, dass der besondere Reiz an diesem Film das kämpferische und moderne Potenzial einer Leinwandheldin ist. Eine Frau, welche sich auch durch Häme der anderen Dorfbewohner nicht verunsichern lässt. Dies sei im 13. Jahrhundert eher ungewöhnlich und man freue sich umso mehr über diesen unbändigen Willen. Da stimmt man definitiv zu. Lilith Stangenberg, bekannt aus Filmen wie Der Staat gegen Fritz Bauer , strotzt nur so vor Energie. Sie widersteht jeglichem Hass, jeglicher Bosheit, welche das Dorf ihr entgegenbringt, nachdem sie den Pakt mit dem Karrenmacher eingegangen ist.

Aber auch andere Schauspieler stechen aus dem Ensemble hervor. Sei es die toll gespielte Arroganz und Ignoranz von Deutschritter Hans von Stoffeln (Ronald Zehrfeld), bei welcher man nur noch die Hand an die Stirn schlagen möchte, oder aber auch die sanftmütige Unsicherheit von Zwillingsschwester Maria (Nurit Hirschfeld), bei welcher man die Schauspielerin am liebsten in den Arm nehmen möchte.

Der Film ist absolut sehenswert. Endlich (ist man versucht zu sagen) wieder mal ein Mystery-Film mit Thriller-Charakter. Die Drehorte passen perfekt und harmonieren mit der düsteren Szenerie. Die Spinnen, welche in Die schwarze Spinne zu sehen sind, sind schauerlich gut animiert und jeder Schatten dieser achtbeinigen Kreaturen lässt den Atem kurz stocken. Einziges Manko, das man dem Film vorwerfen kann, ist die Zensur in gewissen Szenen. Hier will man den Film massentauglich machen. Klar, Spinnen-Angriffe wie aus Eight Legged Freaks wären absolut überflüssig. Trotzdem fehlt hier ein ganz kleines Fünkchen Horror. Menschen, die Angst vor Spinnen haben, sollten bei diesem Film aber Reissaus nehmen.

Sandro Götz [goe]

Sandro bringt seit 2021 für OutNow seine Worte auf den Bildschirm. Sein erster Kinofilm, «The Lion King», hat den Löwen in ihm geweckt. Seither liebt und lebt er alles, was mit dem Thema Film zu tun hat. Auch für Videospiele ist er stets zu begeistern und daddelt gerne auf Controllern rum.

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Kommentare Total: 3

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Aufgeblasener schlechter Film. Überflüssig

muri

Grosse, aber halt nicht ganz überraschende, Enttäuschung. Darsteller waren okay, die drübergelegte Synchro fehl am Platz und wer Spinnen erwartet, kriegt nichts. Das Viech läuft 2-3x vor der Kamera durcht, that's it. Da bietet jeder Syfy- und Asylum-Brunz mehr für die Arachnophoben…

Inhaltlich ist es halt schwer, aus einer Novelle einen Langfilm zu machen. So kriegen wir hier eine aufgeblasene Story geboten, die viiiiel Sitzfleisch braucht und in keiner Minute den Fuss vom Bremspedal nimmt. Wir waren drei unabhängige Besucher (am Startweekend) im Saal und ich hab kurz deren Meinung gefragt: Es kam nichts Gutes retour…

Schade, Chance vertan.

goe

Filmkritik: Itzy Bitzy Spinne

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