Prinzessin ist ein schweizerisch-ukrainisches Drama von Peter Luisi. Dieser zeichnete zuvor unter anderem bereits für die lustige Komödie Flitzer verantwortlich und nimmt sich nun einer erdrückenden Thematik an. In Prinzessin widmet er sich der Familienstruktur von Menschen, deren Leben wider der gängigen, gesellschaftlichen Erwartungen verläuft. Dabei tauchen Themen wie Suchterkrankung oder das alleinige Aufziehen eines Kindes auf und es werden politische und gesellschaftliche Defizite im Bezug auf den Umgang mit den Betroffenen in den Fokus gerückt.
Der erste Teil des Films spielt um 1985 und vollzieht den wunderbar harmonierenden Beziehungsaufbau zwischen Nina (als Vierjährige) und ihrem Onkel Josef nach. Durchaus kritisch hinterfragend (primär durch die Rolle der sorgsamen, aber doch vielbeschäftigten Mutter von Nina), zeigt der Film auf, dass ein alkoholkranker Mensch trotz allen Bemühungen Hilfe braucht und ihm nicht die Verantwortung für ein Kleinkind übertragen werden kann.
Dabei gelingt es ihm, nicht anschuldigend und durch eine unheimlich einfühlsame Art und Weise diese Beziehung aufblühen zu lassen, sodass beim Zusehen die Schwierigkeiten von Josef, aber auch diejenigen von Karin beinahe in Vergessenheit geraten. Zwischen Onkel und Nichte entsteht eine berührende, jedoch stets äusserst fragile Harmonie, welche durch Josefs schweren Alkoholkonsum stets zu zerbrechen droht. Diese erste Hälfte überzeugt durch ihre Bildsprache, eine wunderbare Atmosphäre und durch eine fantastische Lia Hahn und einen starken, authentisch wirkenden Fabian Krüger.
Der zweite Akt spielt Jahrzehnte später. Josef lebt in einer betreuten Alterssiedlung, Ninas Spuren verloren sich nach Jahren des Drogenkonsums und -dealens in der Ukraine. Um es bereits vorwegzunehmen: Die anfangs aufgebaute atmosphärische Dichte und Grundstimmung ist schnell dahin. Das erbaute Konstrukt fällt in sich zusammen und versucht mit einer Rückführungs-Aktion zu punkten.
Dabei wird kaum ein Klischee ausgelassen, von der wenig reflektierten Familie Ninas, über Vodka trinkende ukrainische Drogendealer, bis hin zu einem Gefängnis-Verlies mit bestechlichen Wachen: Alles wirkt zusammengeschustert und konstruiert. Die Story wird zur krampfhaften Vollendung des Versprechens von Josef an Nina, immer für sie da zu sein.
Dass durch Ereignisse ein Umdenken in seinem Leben stattgefunden hat und sich sein Leben stark veränderte, ist durchaus möglich. Die Reihe an Zufällen und Ereignissen auf der Suche nach Nina jedoch wirken unrealistisch und zusammengewurstelt; es wird versucht, Dramatik um jeden Preis zu bewirken. Das Zusehen fällt mit zunehmender Laufzeit schwerer und leider kann Prinzessin nicht die Intensität der ersten Hälfte halten und wird somit auch nicht zu einer Art zweiten Platzspitzbabys.