À plein temps (2021)

À plein temps (2021)

  1. 85 Minuten

Filmkritik: Dauerstress und Pendel-Mess

«Schnell, der Film beginnt!»
«Schnell, der Film beginnt!» © Xenix Filmdistribution GmbH

So hat sich Julie (Laure Calamy) das Familienleben nicht vorgestellt. Ihr Ex Alex ist über alle Berge und hat sie mit ihren beiden kleinen Kindern zurückgelassen. Um diesen noch ein gutes Leben zu ermöglichen und die Immobilie abzubezahlen, arbeitet sie als Hotelangestellte in Paris. Da sie in einem Vorort lebt, pendelt sie im öffentlichen Verkehr und bringt ihre Kinder zu einer Tagesmutter, der freundlichen Madame Lusigny (Geneviève Mnich).

«Bitte kein Cabriolet bei dem Wetter.»
«Bitte kein Cabriolet bei dem Wetter.» © Xenix Filmdistribution GmbH

Eines Tages sieht die studierte Julie plötzlich die Möglichkeit, wieder richtig ins Berufsleben einzusteigen und bewirbt sich auf eine offene Stelle bei einem grossen Marketingunternehmen. Auch dieser Arbeitsplatz würde sich viele Kilometer von ihrem Wohnort entfernt befinden. Dennoch begibt sie sich auf den Weg zum Vorstellungsgespräch. Doch genau jetzt streiken die Mitarbeitenden der Verkehrsbetriebe in Frankreich und das pünktliche Erscheinen zum Vorstellungsgespräch wird zu einer absoluten Nervenprobe für die ohnehin bereits gestresste Julie.

À plein temps ist einer der intensivsten Filme des Kinojahres. Der Dauerstress von Hauptfigur Julie überträgt sich bereits nach wenigen Minuten auf das Publikum. Gerade wer selbst schon des Öfteren auf den OV zählen musste, dürfte sich blitzartig in die Situation einfühlen können. Regisseur Eric Gravel lässt die alleinerziehende Mutter nie zur Ruhe kommen und Laure Calamy brilliert in ihrer Rolle mit einer «One Woman Show». Eine kalte Farbpalette und ein treibender, elektronischer Score unterstützen sie dabei. Die wenigen Oasen der Ruhe bieten nur kurze Verschnaufpausen, denn der nächste Arbeitstag naht schon wieder.

Marco Albini [ma]

2003 verfasste Marco seine erste Kritik auf OutNow und ist heute vor allem als Co-Moderator des OutCast tätig. Der leidenschaftliche «Star Wars»-Fan aus Basel gräbt gerne obskure Genrefilme aus, aber Komödien sind ihm ein Gräuel.

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Trailer Französisch, mit deutschen Untertitel, 01:42