Noch vor dem Abzug der US-Amerikaner aus Afghanistan im Sommer 2021 produziert, ist My Sunny Maad gleichermassen topaktuell wie auch voraussehend. Obwohl sich der Film nur punktuell um die politische Lage in dem krisengeplagten Land dreht, ist auch hier mehr oder weniger deutlich, dass die Taliban langsam wieder erstarken. Aber vielleicht war das von Anfang an nur eine Frage der Zeit. Als Vorlage diente schliesslich das Buch «Frišta» der tschechischen Kriegsberichterstatterin und humanitären Helferin Petra Procházková, die den Roman bereits 2004 verfasste.
Obwohl der Film einige ernsthafte Themen - allen voran die eingeschränkten Rechte von Frauen - zum Thema hat, bedeutet dies nicht, dass er während seiner ganzen Laufzeit auf Tragik getrimmt ist. Ganz im Gegenteil, My Sunny Maad erzählt auch immer wieder von den erfreulichen Momenten im Leben der Hauptfigur: von der ungewöhnlichen Liebe über Kulturgrenzen hinaus, dem Zusammenhalt in der Familie und der Freude, die ein adoptiertes Kind geben und selbst erleben kann. Im Wechsel zwischen schönen, manchmal sogar richtig witzigen Momenten und persönlichen Schicksalsschlägen entsteht so ein differenziertes Porträt einer Familie, das durch die verschiedenen Figuren auch eine einfache Gegenüberstellung von bösen Männern und unterdrückten Frauen umgeht.
Auch wenn die schönen Bilder in warmen Farben und einfachen Strichen zu Beginn erst etwas anderes andeuten - besonders toll ist etwa eine Szene, in der die Frauen mit wehenden Haaren ihr Leben geniessen und singend auf Skateboards fahren -, so dreht sich der Film am Ende eben doch vor allem um die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Was Frauen alles nicht erlaubt ist, wie über sie verfügt wird und wie sie sich auf ganz unterschiedliche Weise versuchen, mit ihren fehlenden Rechten zu arrangieren, ist erschütternd und dürfte wohl nicht nur Zuschauerinnen frustrieren. Besonders interessant ist dies auch deshalb, weil das Gezeigte aus Sicht einer blonden Tschechin erzählt wird, die sich freiwillig auf dieses Leben eingelassen hat und so auch eine Art Zwischenposition zwischen Afghanen und Amerikanern (und ZuschauerInnen) einnimmt.
Durch die langsame, sorgfältige Erzählweise ist My Sunny Maad ein feinfühliges Drama geworden, das bis auf die letzten paar Minuten zu überzeugen weiss. Abstriche gibt es jedoch für den Schluss, der weder die Ereignisse, noch die persönliche Entwicklung der Figuren zu Ende führt, sondern einfach ohne Abschluss ausläuft und so einen unfertigen Eindruck hinterlässt.