«The French Dispatch is the most Wes Anderson Film Wes Anderson Has Ever Wes Anderson-ed.»
Auch wenn der unverwechselbare Stil des schlanken Herrn aus dem US-Bundesstaat Texas schon viele Male durch den Kakao gezogen wurde, denkt Anderson deshalb noch lange nicht daran, irgendetwas anzupassen. Stattdessen hält er bei The French Dispatch mit gar nichts zurück - und überfordert damit sogar seine grössten Fans.
Bei The French Dispatch gibt es Wes-Anderson-Wahnsinn gleich im Dreierpack - und dabei ist die von Owen Wilsons Fahrradreporter herrliche Sightseeingtour durch das fiktive französische Städtchen Ennui-sur-Blasé (auf Deutsch: «Langeweile auf Blasiertheit») nicht mal miteingerechnet. Langweilig geht es während der 102 Minuten nie zu und her. Ständig passiert etwas, und auch die nicht immer am gleichen Ort auftauchenden Untertitel - einige Passagen sind auf Französisch - machen Andersons Neusten regelrecht zu einem lebendig gewordenen Wimmelbilderbuch. Weil in jedem Bild so viel los ist, dürften Rewatches einige Überraschungen zu Tage fördern.
Alle Dialoge kommen derweil wie aus der Pistole geschossen, sodass man schon einen wachen Kopf mitbringen sollte, um nicht völlig abgehängt zu werden. Immerhin geht jede der drei Storys etwas weniger als 30 Minuten, und so muss man nicht lange frustriert sein, wenn etwas nicht gefällt oder wenn man den Faden verloren hat. Ein Nachteil ist, dass uns wegen der beschränkten Zeit und des angeschlagenen Tempos kaum eine Figur wirklich ans Herz geht. Wer also auf grosse Emotionen aus ist, dürfte hier nicht wirklich fündig werden.
Andersons Film ist in erster Linie eine Verbeugung vor dem französischen Kino - oder auch einfach vor Dingen, die französisch klingen. So erinnert das Haus, in dem die Zeitschrift zuhause ist, an das Haus des Mr. Hulot in Jaques Tatis Mon Oncle, eine gezeichnete Verfolgungsjagd an die TinTin-Comics, die eigentlich ja aus Belgien sind, und eine Figur heisst an Anlehnung an das bekannte, aus der Schweiz stammende Kaffee-Produkt Lieutenant Nescafier. Anderson nimmt es also nicht so genau, was seinen Film auch zu einer Art Setzkasten macht, in dem die unterschiedlichsten Dinge ausgestellt sind. Offensichtlich hatte er grossen Spass daran, seinen Star-Cast in jede Menge absurde Situation und Sets zu stecken, und die grossen Namen zahlen es mit viel komödiantischer Präzision zurück.
Bei aller Liebe zum Detail und verschrobenen Figuren ist The French Dispatch aber zwischendurch auch etwas zu viel des Guten. Einige Szenen fühlen sich sogar wie Parodien an. Macht dies den Film schlecht? Nicht wirklich. Denn Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und zu lachen gibt es hier mehr als genug.