Die kosovarisch-französische Regisseurin Luàna Bajrami greift in ihrem Erstlingswerk La colline où rugissent les lionnes den Wunsch junger Menschen nach Unabhängigkeit und Freiheit auf. Zwar ist die Geschichte in Kosovo angesiedelt, dennoch gelingt es Bajrami, die Ereignisse losgelöst von Ort und Zeit umzusetzen, um diesem universellen Thema gerecht zu werden. Besonders zu Beginn setzt der Film auf eine unaufgeregte Bildsprache. Die statische Kamera wechselt immer wieder von der rauen, unberührten Landschaft zu den Gesichtern der jungen Frauen. Dadurch wird ein Gefühl von Gefangenschaft erzeugt, und das in einer Umgebung, die an sich grenzenlos weit anmutet.
Während die Gesichter der drei Freundinnen zunächst grundlos verschlossen und abweisend wirken, findet ein weiterer Wechsel statt. Immer wieder tauchen Fragmente aus ihrem Leben auf, die Bewegung in die Geschichte bringen und ein breites Spektrum an Emotionen preisgeben: eine Hochzeit, auf der ausgelassen gefeiert wird, der liebevolle Umgang mit jüngeren Geschwistern, oder die Auseinandersetzung mit den Eltern. Bajrami schafft es, sehr viele Informationen über die Protagonistinnen preiszugeben, ohne den Film zu überladen. Gerade durch die stilistischen Brüche und Wechsel entwickelt sich eine inhaltliche Dichte, die es dem Publikum ermöglicht, einen Einblick in die Gefühlswelt der Figuren zu erhalten.
Aber genau wegen dieser Dichte verträgt die Geschichte keine weiteren Nebenhandlungen. So wirkt der Handlungsstrang mit der Studentin Lena (Luàna Bajrami), die eigentlich in Paris lebt und die Ferien bei ihrer Grossmutter in Kosovo verbringt, denn auch zu gewollt. Es wird ein neues, grosses Thema angeschnitten, das nicht weiter vertieft wird: das Aufwachsen zwischen zwei Kulturen. Davon abgesehen, überzeugt der Film über weite Teile hinweg. Dazu trägt auch die Leistung der drei Hauptdarstellerinnen bei. Es gelingt ihnen, die tiefe Freundschaft zwischen Qe, Jeta und Li auf einfühlsame Weise umzusetzen und dem Publikum näherzubringen.
Mit La colline où rugissent les lionnes gelingt Regisseurin Bajrami eine eindrückliche Momentaufnahme einer Jugend zwischen Traum und Realität, Rebellion und Resignation, grenzenloser Freude und zerstörerischer Wut.