Barbaque (2021)

Barbaque (2021)

Filmkritik: Schweinefleisch ohne Schwein

«Sie, isch das Fleisch vegan?»
«Sie, isch das Fleisch vegan?» © Cinéfrance Studios

Vincent (Fabrice Eboué) und Sophie (Marina Foïs) führen eine kleine Metzgerei. Das Geschäft läuft schleppend und auch bei ihrer Beziehung scheint nicht alles nach Plan zu laufen. Als die beiden eines Tages von maskierten Vandalen überfallen werden, stehen sie am Abgrund. Es dauert jedoch nicht lange, da erkennt Vincent einen der Täter wieder und tötet ihn im Affekt. Doch wohin bloss mit der Leiche?

Wenn die Hasensaison vorbei ist…
Wenn die Hasensaison vorbei ist… © Cinéfrance Studios

Er zerlegt den Übeltäter in seine Einzelteile und verarbeitet ihn zu «Porc d'Iran» (Iranischer Schinken). Seine Frau bleibt ahnungslos, was sie dazu bringt, den neu erschienenen Schinken an die Kundschaft zu verkaufen. Als dieses saftige Stück fleisch die gebeutelte Metzgerei wieder zum Laufen bringt und die Kunden Schlange stehen, wittert das Paar die Chance auf eine neue Geschäftsidee - und machen Jagd auf all jene, welche ihrem Betrieb Schaden zufügten.

Bei Barbaque weiss man bis zum Ende nicht, ob man sich nun kaputtlachen oder lieber ekeln soll. Er zeigt in düsterem, makabrem Humor, dass mit gebeutelten Metzgern nicht zu spassen ist. Das Fleischerbeil wird das eine oder andere Mal geschwungen und der Zuschauer oder die Zuschauerin hat eines der grössten «Probleme» bei Igitt-Igitt-Filmen: Man will wegsehen, kann aber nicht, weil es einfach zu viel Spass macht.

Karnivoren erfreuen sich bereits an den ersten Sekunden dieses schaurig schönen Filmes. Wie der sympathische Vincent «sein» Fleisch behandelt, grenzt schon fast an Obszönität. Da liebt jemand seinen Job wortwörtlich. Durch seine übertrieben erotische Art, das Fleisch zu schneiden, schmunzelt man schon nach wenigen Augenblicken. Da verspricht der Film bereits zu einer gelungenen Komödie zu werden.

Regisseur Fabrice Eboué, welcher in Barbaque auch die männliche Hauptrolle spielt, tritt neben der Leinwand auch noch auf diversen Bühnen als gefeierter Comedian auf. In seinem dritten Langfilm nach CoeXister und Case départ wird nicht mit lustigen Sprüchen gegeizt, wenn auch oft an der Grenze zum politisch Korrekten.

Ganz genial ist die Idee des «Porc d'Iran». Sichtlich unter Druck seiner Kunden, lässt er auf deren Anfrage, woher das Fleisch stammt, diese Info fallen. Dass im muslimischen Iran der Konsum von Schweinefleisch verboten ist, macht die ganze Geschichte umso lustiger.

Seine Filmpartnerin, Marina Foïs, glänzt nach anfänglichem Schock als blutdürstige Ehefrau. In ihren Augen lässt sich ab und zu ein Anflug von Wahnsinn erkennen, zögert gar nicht, das eine oder andere Opfer nach Kobe-Art zu massieren. Das Fleisch soll ja schön zart sein.

Wie herzhaft das Fleisch, so herzhaft das Gelächter. Ja, der Zuschauer wird keineswegs verschont. Manchmal verspürt man Ekel und im nächsten Moment will man, dass den Hauptdarstellern einfach alles gelingt. Was man dem Film vorwerfen könnte, ist die knapp erzählte Geschichte der Nebencharaktere. Sowohl die Tochter als auch Sophies beste Freundin und deren Snob von Ehemann werden nur selten in Szene gesetzt. Da hätte man ruhig etwas mehr Screentime schenken können. Am Ende lohnt sich der Film - auch für Vegetarier und Veganer, selbst wenn diese ihr Fett weg bekommen.

Sandro Götz [goe]

Sandro bringt seit 2021 für OutNow seine Worte auf den Bildschirm. Sein erster Kinofilm, «The Lion King», hat den Löwen in ihm geweckt. Seither liebt und lebt er alles, was mit dem Thema Film zu tun hat. Auch für Videospiele ist er stets zu begeistern und daddelt gerne auf Controllern rum.

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