Filmkritik: Wandavision
16. Zurich Film Festival 2020
Nach einem Schlaganfall ist der wohlhabende Josef Wegmeister-Gloor (André Jung) auf Hilfe angewiesen. Für die Betreuung in den eigenen vier Wänden wird die Polin Wanda (Agnieszka Grochowska) eingestellt. Die aufgestellte, unbeschwerte Art der jungen Pflegerin bringt Leben in das grosse Anwesen und sie wird zu Josefs wichtigster Bezugsperson. Allerdings ist diese Nähe nicht bei allen Familienangehörigen gern gesehen. So lässt Josefs Ehefrau Elsa (Marthe Keller), trotz aufgesetzter Freundlichkeit immer wieder durchscheinen, dass Wanda kein Familienmitglied, sondern eine Angestellte ist. Auch der Tochter Sofie (Birgit Minichmayr), die Wanda nicht über den Weg traut, ist die Beziehung der beiden ein Dorn im Auge.

Wanda ihrerseits erhält einen intimen Einblick in eine für sie fremde Welt. Scheinbar gleichmütig erduldet sie das Exzentrische und Skurille der Familienmitglieder, ebenso wie die Eigenheiten der «gehobenen Klasse», in der der Schein mehr zählt als das Sein. Wie wichtig es ist, die Fassade zu wahren, wird deutlich, als sich herausstellt, wie nahe sich Pflegerin und Patient wirklich gekommen sind.