Es kommt nicht weit, wer die Welt in Schwarz und Weiss trennt. Hier erst recht nicht, zumal das Weiss in diesem düsteren Streifen total schwarz erscheinen kann. Und obwohl kein bisschen Farbe in diesem Film zu sehen ist, dessen Bildsprache und Erzählung tief im Film noir wurzelt, steht hier nichts Schwarz auf Weiss. «Wir betrachten diese Geschichte als sehr relevant für die heutige Gesellschaft, in der Medien, politische Parteien, Prediger und intellektuelle Menschen mit Furcht und Unsicherheit Angst einjagen», meint Ostrochovský. Der Regisseur zeigt mit dem Zeigefinger voll drauf: Im kafkaesken Zwielicht von Servants scheint alles unsicher, ist jeder verdächtig.
Kein Wunder, wird man nicht warm mit den Figuren, die in tiefschwarzen Kutten durch die blendend weissen Gemäuer wandeln. In dieser Gefühlskälte scheint auch die Freundschaft der beiden Hauptprotagonisten nie wirklich überzeugend dargestellt; da hilft es auch nicht, dass man in dieser Vagheit ziemlich lange braucht, um einige Verständnislücken zu schliessen.
Zumal hier auch sehr wenig gesagt wird. Und das nicht erst, als den Seminaristen ein Schweigegebot aufgelegt wird - schliesslich sei doch «der direkteste Weg, mit dem Schöpfer zu reden, die Stille unseres Herzens». Die Stille muss man in der sich im klerikalen Rahmen entfaltenden Suspense aushalten können, auch wenn in diesem Thriller keineswegs die theologische Auseinandersetzung mit dem Glauben per se im Zentrum steht.
Ostrochovský geht es vielmehr um eine generelle Struktur, der sich freilich auch der Glaube bedient: «Wir sind alle Diener der einen oder anderen Ideologie. Wir stehen ständig unter dem Einfluss von einer mehr oder sichtbaren Macht - sei es nun Politik oder Religion, Reichtum oder Armut.» Am gescheiterten Laizismus vollführt Ostrochovský exemplarisch die soziopolitischen Mechanismen der Interessensbewirtschaftung. Gerade im christlichen Rahmen sei der Fokus sehr stark auf die Frage nach dem richtigen Handeln gewidmet. Deswegen habe der slowakische Regisseur diese Episode aus der heimatgeschichtlichen Mottenkiste hervorgeholt.
Die doch ziemlich sperrig vermittelte Aktualität erschliesst sich einem, gerade weil alles auf alt getrimmt ist, erst auf den zweiten Blick. Und das auch nur allmählich, denn in diesem wohl etwas verkopften Werk steht die Reibung auch gestalterisch im Vordergrund. Expressive Bildkompositionen zwischen Erstarrung und Bewegung sowie dräuende Dissonanzen sorgen sowohl im Zusammenspiel als auch alleine für permanentes Ungemach, das sich reibt wie Schwarz und Weiss, aber den Aufmerksamen eben auch etwas zu lesen gibt.