Filmkritik: Der neue Jesus ist da!
56. Solothurner Filmtage 2021
Wie würde Jesus heute aussehen? Regisseur Milo Rau möchte am Drehort von Il vangelo secondo Matteo und The Passion of the Christ seinen eigenen Jesusfilm realisieren. Dafür hat er sowohl den Jesus-Darsteller aus Pier Paolo Pasolinis Film für eine Nebenrolle, als auch die Maria aus Mel Gibsons Drama gewinnen können. Für die restlichen Rollen möchte sich der kontroverse Dramaturg vor Ort weiter umschauen, damit seine Verfilmung einen Bezug zur aktuellen Realität im Dorf hat. Für die Hauptrolle wird er mit Yvan Sagnet fündig. Der politische Aktivist setzt sich für ausgebeutete Feldarbeiter in Italien ein.

Die Arbeitsbedingungen der zum grössten Teil aus Nordafrika stammenden Tomaten- und Orangenpflücker sind fürchterlich und gehen durchaus als moderne Sklaverei durch. Mit knapp 30 Euro am Tag und ohne Papiere sind die Immigranten dazu gezwungen, in selbstgebauten oder besetzten Baracken zu wohnen. Diese sollen aber von der Regierung abgerissen werden, und sie zu einem Leben auf der Strasse zwingen, falls sie nicht in einem anderen Ort eine Bleibe finden. Milo Rau begleitet ihre Proteste und findet dabei viele neue Gesichter für sein Jesus-Projekt.