Minari war in der Awards-Saison 2020 ein kleines Filmwunder. Das Werk des Regisseurs Lee Isaac Chung feierte am Sundance seine Weltpremiere und startete von dort aus einen beeindruckenden Siegeszug, welcher bis zu den Oscars anhielt, wo Youn Yuh-jung mit dem Goldmännchen als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde. Diese Vorschusslorbeeren helfen natürlich dem Schweizer Verleiher, der den Film mit vielen Preisen auf dem Poster in die hiesigen Kinos bringen kann. Doch diese lassen auch die Erwartungen nach oben schnellen, womit man dem Film fast ein bisschen ungerecht tut. Denn Minari ist ein kleiner, berührender Film, den man am liebsten selbst entdeckt hätte und der von den ganzen Lobpreisungen fast ein bisschen erdrückt wirkt.
Man sollte hier also nicht unbedingt den nächsten Parasite erwarten, also einen Film, der alle umzuhauen vermag. Minari ist feinfühlig und ganz subtil. Kein Film der lauten Töne, sondern einer, der die ruhigen umso besser trifft. Natürlich kommt der Film nicht ganz um eine grosse dramatische Szene herum, doch sind es die kleinen, die einen nach dem Film noch etwas begleiten werden - vor allem jene mit Youn Yuh-jung und ihrem Filmenkel sind schlicht zauberhaft.
Die Geschichte einer Familie, die den amerikanischen Traum zu leben versucht, hat man schon einige Male gesehen. Doch Lee Isaac Chung schafft es mit viel Einfühlsamkeit, diese Story nicht so abgedroschen wirken zu lassen, sodass sie einem nicht das Gefühl gibt, dass man sie schon einige Male gesehen hat. Auch ist es erfrischend zu sehen, dass sich die Südkoreaner im Film kaum Rassismus ausgesetzt sehen, sondern die gezeigte Gemeinde in Arkansas an einem Zusammenleben interessiert ist. So umschifft Lee Isaac Chung auch locker viele Klischees und fährt, begleitet vom wunderbaren Score von Emile Mosseri, mit seinem Filmtraktor gemütlich durch die zwei Stunden, sodass einem warm um Herz wird. Wir würden am liebsten hier schreiben, dass Minari ein wunderbarer Geheimtipp ist. Wegen den Awards ist er nun zwar nicht mehr wirklich geheim, was den Film jedoch nicht minder sehenswert macht.