Meteore und Kometen beschäftigen die Menschheit schon wesentlich länger als die Katastrophenfilme aus Hollywood, bergen doch die Feuerbälle aus dem All die Gefahr, ganze Spezies auszurotten. Um so ein Szenario zu verhindern braucht es schon einen echten Typen wie Bruce Willis - oder eben Gerard Butler. Regisseur Ric Roman Waugh (Angel Has Fallen) besinnt sich in Greenland auf Amerikas Stärken: das Militär und die Institution Familie. Beides wird im Laufe der zwei Stunden auf die Probe gestellt.
Die Panik vor Komet Clark allein löst bereits ein eigenes Endzeitszenario aus: Menschen plündern Geschäfte, schlagen sich im Kampf um die seltenen Armbänder für die Evakuierung die Köpfe ein und stürmen geschützte Bereiche, als wären sie eine Horde wilder Zombies. Jeder Kontakt ist eine mögliche Bedrohung und auch der nette Nachbar von nebenan kann zur irrationalen Gefahrenquelle werden. Dabei verhält sich die Familie Garrity ebenso egoistisch wie alle anderen. Bibelzitate und Nächstenliebe sind vergessen, wenn die Hauptfiguren erneut ein neues Transportmittel benötigen.
Greenland stellt dabei sehr laut die Frage, was man selbst tun würde, wenn es die eigene Familie wäre, die hier in Gefahr ist. Im Gegensatz zu einer Pandemie hat ein Planetenkiller fast schon etwas Beruhigendes. Vielleicht feiern deshalb auch Menschen auf Häuserdächern das kommende Ende der Welt, anstatt sich wie John Garrity an den letzten Strohhalm zu klammern. Auf jeden Fall laufen die moralischen Fragen völlig ins Leere - im Gegensatz zu Komet Clark.
Die wenigen Actionsequenzen des Films sind ansehnlich inszeniert und bewegen sich auf einem deutlich höheren Produktionsniveau als einige andere Butler-Filme der vergangenen Jahre (London Has Fallen). Abgesehen von einem CGI-Feuer auf dem Highway sehnt man sich nach mehr Spektakel. Doch der Fokus liegt leider auf dem Drama um die Familie Garrity. Hier bekommt man Figuren, die dramatisch aneinander vorbeireden und -rennen. Der Grossteil der Dialoge ist bedeutungslos und schwer zu ertragen. Im Kontrast dazu stehen die glücklichen Familienmomente, die angesichts des kommunizierten Zeitdrucks und der Situation sehr bizarr wirken. Aber warum sollte man auch nicht einmal kurz den Moment geniessen, auch wenn gerade Tokio ausgelöscht wird.
Letzendlich ist Greenland ein solider Katastrophenfilm, weil das Szenario spannend und ansprechend dargestellt wird. Im Jahr 2020 kann man diese Art Gerard-Butler-Vehikel ganz gut als Eskapismus nutzen. Und Feuerbälle aus dem All verlieren für uns nie an Faszination.