Es wirkt fast schon rührend spiessig, wenn einer der drei Protagonisten in Jonas Schaffters Film davon erzählt, wie er von einem Häuschen mit eigenem Garten oder Spaziergängen an der Aare träumt. Die Schweiz ist für sie eine Art verlorenes Paradies, das sie wegen begangener Sünden verlassen mussten; und in das sie hoffen, dereinst zurückzukehren. Inwiefern sie dieses Loblied auf die Schweiz forciert haben in der Hoffnung, durch ihr Mitwirken im Film die Aufmerksamkeit von mitfühlenden Bundesbeamten zu erwecken, bleibt offen. Aber es sei ihnen verziehen. Denn ihre Schicksale gehen ans Herz: Man spürt die Entwurzelung der drei Männer, nachdem sie das Land haben verlassen müssen, das sie nach wie vor als ihr Heimatland bezeichnen.
Arada - der türkische Titel bedeutet zu Deutsch so viel wie «dazwischen» - gibt einen Einblick in das zermürbende Warten der drei Männer. Schaffter gelingt es auf unaufgeregte Weise, seine drei Protagonisten von anonymen Straftätern zu Menschen zu machen. Auch Humor blitzt immer wieder auf, beispielsweise als der bullige Duran seine Zuneigung zu einem süssen kleinen Hündchen entdeckt.
Gerade in solchen Passagen scheint die (klein-)kriminelle Vergangenheit der Protagonisten fast schon unwirklich - und das, obwohl sie offen darüber reden. Und dies ist Stärke und Schwäche des Filmes zugleich. Schaffter nimmt das Publikum in seinem Film in eine Art Kumpel-Rolle, er stellt sich auf die Seite seiner Protagonisten. Dadurch schafft er eine emotionale Verbindung, wodurch er aber zwangsläufig ein Stück seiner Objektivität opfert.
Man kann dem mit 82 Minuten sehr knackig gehaltenen Film so eine allzu einseitige Sichtweise vorwerfen. Den Anspruch, sich differenziert mit den Folgen der Ausschaffungsinitiative auseinanderzusetzen, kann er deshalb nicht erfüllen. Dazu wären auch Interviews mit anderen Exponentinnen und Exponenten notwendig gewesen; Behördenvertreterinnen und -vertretern beispielsweise, die für die Ausschaffungsentscheide verantwortlich zeichnen. Auf der menschlichen Ebene hingegen funktioniert der Film wunderbar. Es wäre den Protagonisten jedenfalls von Herzen zu gönnen, wenn sie sich den Traum vom Häuschen im Grünen dereinst erfüllen können. Spiessigkeit hin oder her.