Dokumentarfilme über Künstler haben immer die schwierige Aufgabe, die richtige Mischung aus Künstlerporträt und Werkanalyse zu finden. Aalto gelingt dieser Spagat bisweilen sehr gut und legt in der ersten Hälfte den Fokus vermehrt auf das bewegte und für damalige Verhältnisse schon überraschend moderne und gleichgestellte Privatleben von Alvar Aalto und seiner ersten Ehefrau Aino.
Der Film zeigt dabei das schwierige und doch liebevolle Zusammenleben, das gemeinsame künstlerische Schaffen, wie auch die Bedeutung Ainos als studierte Frau in einer männerdominierten Branche. In der zweiten Hälfte des Films - nach Ainos frühem Tod - verschiebt sich das Augenmerk des Films dann eher auf die Werke des Architekten, porträtiert ihn und sein Schaffen auf dem Höhepunkt - und der Zeit danach, bis zu seinem Tod 1976.
Spannend ist dabei, dass der Film Aaltos Werke stets in den geschichtlichen Kontext setzt, sei es die Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Aalto fast schon eine unantastbare, aus der Architekturwelt und Gesellschaft nicht wegzudenkende Figur war, bis in die späten Sechzigerjahre, als sich der einstige radikale Bonvivant in den Augen der neuen Generationen zu einem kapitalistischen Relikt, einem regelrechten Dinosaurier, gewandelt hat, dem es entgegenzuhalten galt.
Erzählt wird der Film mit einer Mischung aus zeitgenössischen Radio-Interviews, vorgetragenen Briefwechseln zwischen dem Ehepaar wie auch Interviews mit Weggefährten und heutigen Fachleuten aus den Bereichen Architektur und Kunst. Spannend ist dabei, dass Regisseurin Virpi Suutari konsequent darauf verzichtet, die interviewten Personen zu zeigen. Der ganze Film stellt visuell Aaltos Bauwerke, die designten Möbel und privaten Aufnahmen in den Fokus und verzichtet weitgehend auf persönliche Darstellungen - abgesehen vom titelgebenden Protagonisten und seiner ebenso bedeutenden Ehefrau. Auf diese Weise umgeht Suutari die Gefahr, ihren Protagonisten zu romantisieren und bleibt doch nahe und genug an ihm dran, um ihn fürs Publikum greifbar zu machen.