Der Vergleich mit der aberwitzigen, aber (zumindest einigermassen) wahren Geschichte des oscargekrönten Filmes Argo liegt wohl nicht weit. Auch hinter den Ereignissen in Red Sea Diving Resort, dem ersten Film des israelischen Regisseurs Gideon Raff, der bisher vor allem als Regisseur und Autor bei TV-Serien in Erscheinung trat, steht ein faszinierendes Stück Geschichte. Unter dem Oberbegriff "Operation Brothers" - was übrigens ein früherer Titel des Filmes war - wurden in der ersten Hälfte der Achtzigerjahre mehrere tausend äthiopische Juden ans Rote Meer gebracht und von dort aus nach Israel verschifft, später auch per Flugzeug ausgeflogen. Als Tarnung diente damals ein Hotel, das irgendwann sogar echte Touristen anlockte und sich zum Geheimtipp unter Tauchern mauserte. Diese ahnten natürlich nicht, dass nachts jüdische Flüchtlinge ausser Landes geschafft wurden.
Über die schräge Tarngeschichte hinaus hält der Vergleich mit Ben Afflecks Argo freilich nicht lange stand. Dies hat vor allem damit zu tun, dass Red Sea Diving Resort an vielen Stellen sehr oberflächlich bleibt. Wieso die Juden aus Äthiopien flüchten müssen, warum der Sudan mindestens so gefährlich für die Flüchtenden war und was in diesen beiden Ländern politisch zu jener Zeit vorging, wird allerhöchstens gestreift. Als Geschichtslektion eignet sich der Film also definitiv nicht. Nicht minder oberflächlich bleiben die Figuren; diese sind zwar mehr oder weniger sympathisch dargestellt, bis auf Chris Evans‘ Figur erhält aber kaum ein Filmcharakter eine Backstory oder überhaupt eine Motivation für den gefährlichen Einsatz in der Ferne.
Wenig Geschick beweist der Film auch durch die etwas fragwürdige Entscheidung, fast keiner der afrikanischen Figuren mehr als bloss eine Statistenrolle zuzugestehen. Nur wenige haben überhaupt einen Namen und dürfen allenfalls mal etwas sagen. Bis auf diese wenigen Szenen sind es allein die weissen - israelischen und amerikanischen - Figuren, die das Sagen haben und dem Ganzen einen unangenehmen White-Savior-Geschmack verpassen, während die Schwarzen entweder Opfer oder Täter sind.
Gegen Schluss hin kann der Film zwar ganz ordentlich Spannung aufbauen und mit der dramatisch inszenierten Rettungsaktion die Zuschauer doch noch einfangen. Schade ist's jedoch um das Potenzial der wahren Geschichte hinter der routiniert inszenierten Thriller-Action, denn eigentlich hätte der Film das Herz am rechten Fleck. So schwingt der Aufruf zur Nächstenliebe und der Respekt vor dem Mut zum Einsatz für Schwächere praktisch in jeder Szene mit; weil der Film aber trotz Filmstars (u.a. Chris Evans, Ben Kingsley, Greg Kinnear) kaum über TV-Film-Niveau und schöne Bilder hinauskommt, bleibt das Ganze enttäuschend flach. Gut gemeint heisst eben nicht automatisch gut gemacht.