Filmkritik: Schrecken voller Erinnerungen, Erinnerung voller Schrecken
18. Internationales Festival für Animationsfilm Fantoche 2020Trostlos und düster ist das Leben in der polnischen Industriestadt Łódź. Unermüdlich blasen Schornsteine schwarzen Rauch aus, verdunkeln den Himmel über der ohnehin schon grauen Stadt. Die Menschen sind verbittert und desillusioniert. Teilnahmslos und gefühlskalt schleppen sie sich durch den Alltag. Zwischen ihnen wandelt der Animationsfilmer Mariusz. Die Stadt ist seine Heimat und auch seine Vergangenheit. Sie ruft Erinnerungen in ihm wach, die er zu verarbeiten versucht.
Bilder aus Mariuszs Kindheit tauchen auf, doch alles hat einen bitteren Beigeschmack. Der strenge, desinteressierte Vater, der nicht mal während des gemeinsamen Ausflugs ans Meer Freude empfinden oder Nähe zeigen kann. Die ständig erschöpfte Mutter, die es nur mit grösster Mühe aus dem Bett schafft. Eine unausgesprochene Traurigkeit, die über allem liegt. Diese Erinnerungen nehmen immer surrealere Züge an. Fantasie, Traum und Wirklichkeit fliessen schliesslich ineinander, bis nicht mehr klar ist, was tatsächlich passiert ist und was nicht.