Todd Philipps (The Hangover) war bis jetzt vor allem für seine derben Komödien bekannt, und so war es eine Überraschung, als er als Regisseur eines Joker-Filmes ernannt wurde, der ganz auf die Psychologie des Batman-Bösewichts fokussiert sein sollte. Doch genau das hat er getan. Mit starken Einflüssen von Martin Scorsese hat der frühere Blödelregisseur ein düsteres Stück Kino geschaffen, über welches man noch lange reden wird.
Mit Joaquin Phoenix wurde nach Heath Ledger ein weiterer Ausnahmeschauspieler in der Rolle von Gothams fiesestem Schurkens gecastet. Phoenix ist in jeder einzelnen Szene zu sehen und seine Leistung ist unglaublich, ja fast schon beängstigend. Seine Interpretation der Figur kommt mit einem grossen Anteil Tragik daher. Arthur Fleck ist ein gebrochener Mann, der am Rande der Gesellschaft steht und einfach nur gesehen werden möchte. Eine tragische Figur, die gerade deshalb so verstört, weil sie eigentlich auf unserer Seite steht. Er ist Michael Douglas in Falling Down, Travis Bickle in Taxi Driver. So kann man Joker vorwerfen, dass er seine Titelfigur als Held feiert und somit seine Taten verherrlicht. Dies wäre jedoch zu einfach, denn der Film handelt genau davon, wie man in solchen Situationen reagiert und hinterfragt, wie wir damit umgehen.
Nicht nur schauspielerisch ist Joker grosse Kunst. Bildsprache, Kostüme und Produktionsdesign wirken klassisch und zeitlos und der finale Look der Titelfigur, den leider schon viele Produktionsbilder vorwegnahmen, ist gleichzeitig beängstigend wie auch beängstigend elegant und cool. Der Score von Komponistin Hildur Guðnadóttir, den sie teilweise bereits vor Fertigstellung des Filmes komponiert hat, gehört zu den emotionalsten und gleichzeitig bombastischsten Scores des Jahres.
Die wenigen Anspielungen auf das Batman-Universum sind gekonnt eingefädelt und lenken nie von der eigentlichen Geschichte ab. Besonders spannend ist die Entmystifizierung von Thomas Wayne, den Fans bis anhin als wohlwollenden Philanthropen wahrgenommen haben. Der Film funktioniert aber auch ganz eigenständig als Psychodrama und Gesellschaftskritik und hat mit Explosionen, Capes und Superkräften rein gar nichts am Hut.