Eine ans Herzen gehende Story in den österreichischen Alpen zu Zeiten der Nazizeit und des Zweiten Weltkriegs - dies erinnert ein wenig an The Sound of Music. Einen Film, der das Bild - und ein Stückweit auch das Klischee - der Alpenländer in den Augen vieler Amerikaner nachhaltig prägte. Die Alpenwelt, wie sie uns nun Terrence Malick präsentiert, steht diesem Bild in nichts nach, auch wenn sich A Hidden Life abgesehen davon nur schwerlich mit dem Musical aus dem Jahr 1965 vergleichen lässt. Die Geschichte basiert auf dem Leben von Franz Jägerstätter, der sich während des Zweiten Weltkriegs weigerte, einen Eid auf Adolf Hitler zu schwören und deswegen zuerst inhaftiert und dann schliesslich hingerichtet wurde. Eine traurige, aber gleichzeitig auch eindrückliche Geschichte eines Menschen, für seine Überzeugung einsteht, selbst in Fällen, in denen nur ein symbolischer Akt gefragt wäre.
Malick inszeniert diesen dramatischen Stoff gewohnt bild- und tongewaltig. Wie kaum ein anderer Regisseur hat er es im Griff, in einer einzigen Einstellung bei den Zuschauern dieses beklemmend-schöne Gefühl in der Magengrube auszulösen. Und im Unterschied zu seinen letzten Werken, die sich häufig in der Schönfilmererei verloren und bei denen es ein wenig an Story mangelte, hat er hier einen Handlungsbogen, an den er sich halten kann - auch wenn er diesen auf eine monumentale Dauer von knapp drei Stunden auswälzt und das eher unspektakulär gelegene St. Radegund von Österreich in das Südtirol verlegt hat. Das hat einerseits praktische Gründe, denn das originale St. Radegund ist heute stark überbaut und schwierig als Vierzigerjahre-Drehort neu aufzubauen. Andererseits dürften wohl auch ästhetische Überlegungen eine Rolle gespielt haben - die dramatische Bergkulisse gibt da halt schon ein wenig mehr her für die Kamera. Es sei ihm verziehen, denn die prächtigen Aufnahmen rechtfertigen diese Entscheidung.
Im Unterschied zu den letzten paar Filmen seiner produktiven Alters-Phase, die mit The Tree of Life begonnen hat, verzichtet Malick auf grosse Hollywoodstars und setzt grösstenteils Schauspieler deutscher Muttersprache ein. Ein logischer Entscheid. Etwas befremdlich aber, dass die Dialoge genauso wie die - für Malick typischen - Voice-overs in Englisch gehalten sind. Doch auch in ihrer Nicht-Muttersprache harmonieren die beiden Protagonisten August Diehl und Valerie Pachner hervorragend in der Rolle des liebenden Ehepaars. Daneben treten eine Handvoll weitere bekannte Gesichter des europäischen Kinos auf, darunter auch - in einer Minirolle - Joel Basman und Bruno Ganz, auf den man allerdings geschlagene zwei Stunden wartet. Schön, den kürzlich verstorbenen grossen Schweizer Schauspieler nochmals auf der Leinwand zu sehen, auch wenn es jetzt nicht unbedingt (nochmals!) ein Nazi hätte sein müssen.