Die Komödie von Nicolas Pariser versucht, dem Publikum zu gefallen, indem sie nirgends und nie anecken will und stets konventionell bleibt; ein Film, der stets höflich, freundlich und angepasst daherkommt. Der Humor ist genauso gesellschaftstauglich wie die Story. Kein schwarzer, zynischer Humor, sondern feiner, an die Situation angepasster. Alles Attribute, die nicht negativ zu deuten sind, jedoch den Film auch nicht von der Masse abheben.
In Alice et le maire gibt es zu lachen, dennoch auch ernste Szenen, die sich mit Problemen und aktuellen Themen beschäftigen. Es ist kein Brüller-Film, sondern vielmehr einer, um verschmitzt zu schmunzeln. Er beinhaltet viele Dialoge, welche etwas ermüdend sein können, geht es doch hauptsächlich um lokalpolitische Themen und Persönlichkeiten, von welchen der durchschnittliche Schweizer Zuschauer wenig Ahnung haben dürfte. Die Zusammenhänge zu sehen, fällt hier eher schwer.
Was aber gefällt, sind die schauspielerischen Leistungen: Anaïs Demoustier überzeugt als herrlich naive junge Philosophin, die eigentlich nie weiss, was genau von ihr verlangt wird. So schlittert sie von Situation zu Situation, von Konferenz zu Meeting, ohne gross eingearbeitet worden zu sein. Beinahe perfekt und mit einem enormen Charme mimt sie das unbeholfene Vögelchen im grossen Politzirkus, das eigentlich masslos überfordert ist: Bei Sitzungen ist sie nicht in die Dossiers eingelesen und wenn doch, dann hat sie dazu knappe zehn Minuten Zeit. Dennoch muss sie angesäuerten, politischen Aktivisten Rede und Antwort stehen und versuchen, den Laden am laufen zu halten.
Ihr "Gegenspieler", der von Fabrice Luchini gespielte Bürgermeister, muss dabei hauptsächlich einen einzigen Gesichtsausdruck aufsetzen: den leeren, ausgepumpten und zuweilen etwas ratlosen starren Blick. Seine verwunderte Visage, als er erstmals auf Alice trifft - eine durchs Band sehr amüsante Szene - ist herrlich aussagekräftig. Dass ihm die Ideen abhanden gekommen sind, bräuchte er nicht einmal mehr zu sagen, es wird direkt ersichtlich.
Nicolas Pariser befasst sich mit ernstzunehmenden Themen, die zunehmend an gesellschaftlicher Relevanz gewinnen: Burnout, Erschöpfung, hohe Belastung bei der Arbeit und die Spätfolgen davon. Dennoch ist es keine schwere, triste Tragödie, da sich der Regisseur den Themen stets mit Humor annähert und sie zeitweise gar etwas ins Lächerliche zieht. Alles in allem unterhält Alice et le maire bestens, der ganz grosse Wurf ist der Film allerdings nicht geworden.