Shoplifters - Manbiki kazoku (2018)

Shoplifters - Manbiki kazoku (2018)

Shoplifters - Familienbande
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  2. 121 Minuten

Filmkritik: Familienbande

71e Festival de Cannes 2018
We are family.
We are family. © cineworx

Weil das Geld von seinem Bauarbeiterjob jeweils nicht reicht, um die Familie durchzubringen, stiehlt Osamu (Lily Franky) zusammen mit seinem Sohn Shota (Jyo Kairi) im lokalen Supermarkt jeweils regelmässig die verschiedensten Dinge. Als sie nach einem erfolgreichen Beutezug auf ihrem Heimweg sind, treffen sie auf einem Balkon auf Augenhöhe die kleine Yuri (Miyu Sasaki) an, die schlotternd vor Kälte dort sitzt. Osamu hat Mitleid mit der Kleinen, hilft ihr vom Balkon und bringt sie zu sich nach Hause.

Beim "Einkaufen"
Beim "Einkaufen" © cineworx

Die Familie, zu der auch Osamus Frau Aki (Mayu Matsuoka), deren Schwester Nobuyo (Sakura Andô) sowie Grossmutter Hatsue (Kirin Kiki) gehören, nehmen die Kleine mit viel Liebe auf - auch weil sie anhand von Narben sehen, dass das Mädchen von ihren Eltern misshandelt wurde. Nach gut zwei Wochen melden Yuris Eltern ihre Tochter als vermisst, doch denkt ihre neue Familie nicht daran, die Kleine zurückzubringen. Doch es kommt der Moment, in dem die gesamte Familie auseinandergerissen zu werden droht.

Hirokazu Koreedas neuster Film ist sein bester seit Like Father, Like Son, da er eine unglaubliche Figurennähe besitzt und die Taten der Protagonisten auf simple Art und Weise berühren. Shoplifters ist so ein Film zum richtig Gernhaben, auch wenn die Handlung in diesen zwei Stunden aufgrund der nicht gleich wichtigen Figuren ein paarmal ins Stocken gerät.

Der japanische Hirokazu Koreeda dreht am liebsten Familienfilme. Dies klingt jetzt nicht gerade sehr anmächelig, doch holt er jeweils mit genauen Beobachtungen und interessanten Konstellationen einiges aus seinen simpel klingenden Filmen heraus. Einer seiner besten, Like Father, Like Son, drehte sich um die Vertauschung zweier Babys im Krankenhaus und darum, wie dieser Fehler erst Jahre später bemerkt wird. In seinem neusten Werk geht es um eine Familie, die sich mit Hilfe kleinerer Diebstähle durchschlägt. Und wieder gelingt Koreeda ein sympathischer, liebevoller Film mit ganz viel Herz.

Es ist wie beim Regisseur so üblich ein sehr stilles Werk. In Koreedas Filmen wird selten herumgeschrien, sondern nett und ruhig miteinander geredet - selbst wenn die Grossmutter der Familie vorwirft, dass sie alle doch hauptsächlich von ihrer Rente leben. Man kommt nur schwer darum herum, diese Familie nicht zu mögen, woran auch die arme Yuri einen grossen Anteil hat. Wie die Kleine nach ihrer Ankunft schüchtern in einer Ecke sitzt und mit verstohlenen Blicken Chips mampft, bricht den Zuschauern regelrecht das Herz. Die gezeigte Familie flickt jedoch jenes von Yuri und der Zuschauer wieder zusammen und wärmt es danach. Koreeda wird, was die Figurenliebe betrifft, oft mit Yasujirô Ozu (Tokyo Story) verglichen, und dieser Vergleich passt ein weiteres Mal perfekt.

Natürlich ist bei Shoplifters nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Vor allem in der letzten halben Stunde gibt es ein paar Tiefschläge zu verkraften, die jedoch nie pathetisch oder plakativ wirken, sondern vom Verlauf der Story her Sinn ergeben. Diese Dramatik kommt jedoch fast ein bisschen spät in die Erzählung hinein, und so wirkt das Ende ein bisschen gehetzt.

Zudem hätte es einen Subplot um die Arbeit eines Familienmitgliedes im Rotlichtmilieu nicht wirklich benötigt, da er nicht viel zur Geschichte beiträgt. Eigentlich wäre der ganze Film ohne dieses Familienmitglied deutlich flüssiger gewesen. Aber man kann sich halt die Zusammenstellung im Film und im Leben nicht aussuchen, obwohl dies nur bedingt für diese Familie zutrifft. Aber sei's drum. Wichtig ist am Ende jedoch nur, dass man sich liebt. So die wunderschöne Kernaussage des Filmes. Oder um es mit den Worten des weltberühmten Philosophen Vin Diesel zu sagen: "The most important thing in life will always be family".

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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Trailer Originalversion, mit deutschen und französischen Untertitel, 02:03