Regisseure, die ihre eigenen, nicht-englischsprachigen Originalfilme für den amerikanischen Markt neu drehen, gibt es einige. George Sluizer drehte zweimal The Vanishing, Takashi Shimizu brachte seinen The Grudge den Amis etwas näher, Ken Scott machte aus Starbuck Delivery Man und Michael Haneke liess 2007 nochmals Funny Games spielen.
Zu dieser Gruppe ist nun Sebastián Lelio hinzugestossen, der mit Una Mujer Fantástica 2018 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film holte. Das Transgender-Drama wurde jedoch (noch) nicht für ein Remake auserkorken, sondern Lelios lebensbejahender Hitfilm Gloria, den in der Schweiz über 30'000 Kinobesucher sehen wollten. Ob diese sich die US-Neuauflage Gloria Bell anschauen werden, müssen die Betroffenen selbst entscheiden. Wir finden aber, dass alleine Hauptdarstellerin Julianne Moore dieses Remake sehenswert macht.
Der Plot wurde nicht sonderlich verbogen, er folgt fast Schritt auf Schritt dem Original. Auch hier hat der Lover der Protagonistin eine Paintball-Arena und ebenfalls geht es zur versuchten Versöhnung in ein Spielparadies. Logischerweise verwendet dieser Film aber nicht Umberto Tozzis Song «Gloria», sondern es schallt hier die Version von Laura Branigan durch die Boxen.
Mag die Geschichte also Kenner des Originals nicht zu überraschen, lässt einen auch hier die sympathische Hauptfigur, die sich nicht unterkriegen lässt, dranbleiben. Der Zuschauer folgt ihr auf Schritt und Tritt und nimmt dabei ausschliesslich ihre Sichtweise ein. Wenn Arnold auch nach dem fünfzigsten Telefonanruf immer noch nicht abnimmt, dann wissen wir wie Gloria nicht, weshalb dem so ist. Gut ist Gloria eine solch lebensnahe, aufgestellt wirkende, aber nie nervige Figur, der man gerne 102 Minuten bei ihrer Suche nach dem Glück über die Schulter schaut. Moore spielt Gloria mit viel Feingefühl und einer Wärme, die berührt. John Turturro spielt als Lover ein fast schon bemitleidenswertes Würstchen. Sein Arnold wird aber auch durch Turturros Spiel nie zur kompletten Witzfigur. In einer Nebenrolle als Mutter von Gloria ist übrigens Holland Taylor zu sehen, die man als Mami vom coolen Onkel Charlie kennt.
Die gut gezeichneten Figuren, die Situationskomik und der tolle Soundtrack (Bonnie Tyler, Paul McCartney, Olivia Newton-John) ergeben so einen richtig gmögigen Film mit einer starken Heldin, an den man sich noch eine Weile mit einem Lächeln zurückerinnert.