The Cloverfield Paradox muss, trotz eines talentierten Casts, eines sensationellen Scores und effektiver Spannungsmomente, als kleine Enttäuschung bezeichnet werden. Gerade die Verweise auf das bestehende Cloverfield-Universum kommen für Fans, die nach solchen gesucht haben, definitiv zu kurz. Das Konzept ist interessant, doch nach der ersten Hälfte ist irgendwie die Luft raus und der emotionale Kern der Geschichte funktioniert wegen geringer Figurenentwicklung nur mässig. Für Sci-Fi und Horrorfans aber ein oberflächlich unterhaltsames und kurzweiliges Spektakel.
Vor zehn Jahren brachte Lost-Mastermind J.J. Abrams mit Cloverfield seine sogenannte "Mystery Box"-Strategie auch ins Kino. Der Teaser kam aus dem Nichts, und über den Inhalt des Monsterfilmes im Found-Footage-Stil war bis zum Release so gut wie gar nichts ausser dem Titel bekannt. Heraus kam ein intensives Kinoerlebnis für Monsterfans, das bis heute nichts an Reiz verloren hat. Lange wurde über eine Fortsetzung spekuliert, welche die Attacke des Ungeheuers aus einer anderen Perspektive zeigen würde. Schlussendlich hat man sich aber entschieden, den Thriller "Valencia" des jungen Regisseurs Dan Trachtenberg zum Cloverfield-Pseudo-Sequel 10 Cloverfield Lane umzumünzen und die Reihe als eine Art Twilight Zone fürs Kino, also als Genre-Anthologie, fortzusetzen.
Auch beim dritten Teil ist es die Release-Strategie, die für Aufsehen gesorgt hat. Von Paramount ewig aufgeschoben, schlug der Streaminganbieter Netflix zu und überraschte mit einem Trailer während des Super Bowl, der den sofortigen Release des Sci-Fi Thrillers ankündigte. Die Freude der Fans dürfte aber mit dem Endresultat ein klein wenig gedämpft werden.
The Cloverfield Paradox ist ein routiniert gemachter Weltall-Grusler mit einer ziemlich cleveren Ausgangslage, der Versatzstücke zusammenschustert aus Sunshine, Alien, Life und wie sie alle heissen. Leider hat es sich damit dann auch schon. Das Rätseln mit der Crew und die ersten Schreckmomente fesseln, doch mit der Zeit wird der Verzicht auf Charakterzeichnung immer problematischer. Die mit Top-Akteuren besetzte Crew ist Beigemüse zu Gugu Mbatha-Raw, die gut spielt, aber zu der auch nicht wirklich eine Beziehung aufgebaut werden kann.
Herausragend ist Bear McCrearys Score, der den Bombast moderner Scores mit Bernard Hermann kombiniert und so eine effektive und intensive musikalische Untermalung schafft. Die Fragen, die The Cloverfield Paradox aufwirft, sind spannend zu diskutieren, gehen aber immer wieder etwas unter, wenn in einem B-Plot der Zusammenhang zum Franchise etwas zwanghaft dargelegt werden muss.