Killing Jesus - Matar a Jesús (2017)

Killing Jesus - Matar a Jesús (2017)

  1. 95 Minuten

Filmkritik: City of God

Paula's Got A Gun.
Paula's Got A Gun. © Xenix Filmdistribution GmbH

Paula (Natasha Jaramillo) ist eine ganz normale Studentin. Die junge Frau ist engagiert und interessiert sich für Kunst und Fotografie. Dank ihres Vaters Jose Maria (Camilo Escobar), einem Professor an der Universität, gehört die Familie zu den wohlhabenderen Einwohnern der kolumbianischen Grossstadt Medellín. Alles dies ändert sich auf einen Schlag, als ihr Vater auf dem Weg nach Hause von zwei bewaffneten Männern ermordet wird. Paula sitzt ebenfalls im Auto und wird Augenzeugin des schrecklichen Attentats.

Cruisen mit Jesus
Cruisen mit Jesus © Xenix Filmdistribution GmbH

Doch schnell weicht Paulas Schock der Wut. Wut auf die örtliche Polizei, die zu wenig unternimmt, um den Mörder zu fassen. Wut auf die Korruption in ihrem Land. Wut auf den Mörder ihres Vaters. Auf einer Party kann sie dann ihren Augen nicht trauen, mitten auf der Tanzfläche erkennt sie den Auftragsmörder wieder. Auf der Suche nach Rache beginnt Paula, sich mit dem jungen Mann anzufreunden. Ihre Beziehung zu Jesús (Giovanny Rodríguez) führt sie direkt in die gefährlichen Slums der Stadt.

Killing Jesus lebt von seiner Authentizität. Regisseurin Laura Mora Ortega verarbeitet in diesem Thriller ihre persönlichen Erlebnisse. Die pulsierende Verbrechensmetropole Medellín füllt sie mit Laiendarstellern und folgt ihnen meist ganz nah. Die Geschichte um Rache und Korruption stellt seine Figuren vor ganz menschliche Probleme. Die guten Ansätze allein sorgen aber nicht automatisch für Spannung und inhaltliche Tiefe. Es ist ein guter Debütfilm mit Luft nach oben.

Für ihr Kinodebüt kehrt Regisseurin Laura Mora Ortega an jenen Ort zurück, an dem 2002 ihr Vater ermordet wurde. Die Millionenmetropole Medellín ist längst nicht mehr die Stadt von Drogenbaron Pablo Escobar, Kriminalität und Armut gibt es dort aber immer noch.

Killing Jesus will mehr erzählen als die einfache Geschichte von Opfer und Täter. Die intimen Szenen zwischen Paula und Jesús gehören zu den Höhepunkten des Films. Hier wird aus dem Auftragskiller ein Mensch, der auf seine Art auch ein Opfer des organisierten Verbrechens ist. Paulas Annäherung an ihn ist geprägt von einer Mischung aus Angst und Zorn, aber interessant ist ihr innerer Konflikt zu selten. Es fehlt dem Film an Sympathie für seine Hauptfigur und an normalen Interaktionen, die ihr Verhalten in Relation setzen. Natasha Jaramillo gelingt es als Laiendarstellerin nicht, den Film auf ihren Schultern zu tragen.

Dafür überzeugt Killing Jesus mit seinen authentischen Schauplätzen. Ortega hat an über 30 Orten in Medellín gedreht. Von der wunderschönen Berglandschaft im Panoramaformat bis hin zur kleinsten Wohnung in den Slums ist alles dabei. Alles wirkt so gross und verworren, dass Paula Jesús wohl kein zweites Mal getroffen hätte. Im Grossstadtdschungel bleibt man immer dicht bei den Figuren. Besonders die bedrohlichen Szenen profitieren von der sehr unruhigen Handkamera.

Wenn sich am Ende die Frage nach Leben und Tod stellt, bleibt die politische Botschaft des Films auf der Strecke. Die Botschaften von Jose Maria scheinen vergessen und die korrupte Gesellschaft nur noch verantwortlich für die Ausgangslage der Geschichte. Killing Jesus - Matar a Jesús entführt uns für 100 Minuten nach Kolumbien, wirklich viel mitzunehmen gibt es aber nicht bei diesem Abenteuer.

Sven Martens [sma]

Sven schreibt seit 2015 als Freelancer bei OutNow. Seine Sehnsucht nach Amerika reicht von Martin Scorseses New York über die weiten Steppen von John Ford bis hin zu Howard Hawks' Traumfabrik in Hollywood. In seiner Freizeit guckt er gerne Filme von Éric Rohmer.

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Trailer Spanisch, mit deutschen und französischen Untertitel, 02:17