Nach mehreren Jahren in den USA hat der deutsche Regisseur Robert Schwentke wieder einmal in seiner Heimat gedreht. Herausgekommen ist ein Schwarzweissfilm über den Kriegsverbrecher Willi Herold, der auch der Henker von Emsland genannt wird. Gespielt wird Herold von dem Schweizer Max Hubacher (Der Verdingbub).
Schwentkes Film ist einer der Eskalation. Was zuerst als fast schon spitzbübischer Spass eines jungen Mannes beginnt, der nicht glauben kann, dass man ihn mit der Uniform ernstnimmt, wird schon nach wenigen Minuten zum tödlichen Ernst. Dabei hat es in den ersten Minuten schon was Satireartiges, wie die Soldaten blindlings ihrem neuen Anführer folgen, obwohl dessen Hose eigentlich zu lang ist. Je länger der Film jedoch dauert, desto schneller dreht sich die Spirale der Gewalt, und um so unangenehmer wird er.
Voll draufgehalten wird bei den Gräueltaten von Herold und seiner Truppe jedoch nicht. Wie Dutzende von Deserteuren in dem Kriegsgefangenenlager Emsland niedergemäht werden, ist so zum Beispiel fast nur zu hören - die Bilder werden dem Kopf des Zuschauers überlassen, was ebenfalls verstörend ist.
Für Verwirrung sorgt der Film an zwei Stellen. Zum einen zu Beginn: Da wird Herold von deutschen Soldaten gejagt, und es wird nicht wirklich klar, warum dem so ist. Es wirft Fragen auf, warum er dann zu einem solchen Monster wird, nachdem er selbst als Unschuldiger von anderen geplagt worden ist. Zum anderen gibt es nach dem Emsland-Massaker eine Textkarte, dass der Ort des Geschehens heute ein Ackergebiet sei, dazu wird ein farbiges Foto gezeigt. Dies reisst die Zuschauer richtiggehend heraus, da man mit solchen Dingen eigentlich erst beim Abspann rechnet und nicht inmitten des Filmes, der danach noch eine gute halbe Stunde weitergeht.
Diese letzten 30 Minuten ziehen sich dann auch recht dahin, wobei die Provokationskeule noch ein paarmal ausgepackt wird. Starke Nerven braucht es hier, und wer diese hat, kriegt einen niederschmetternden Film, der fast komplett auf Sympathieträger verzichtet und den Wahnsinn des Krieges und dessen Maschinerie schonungslos aufzeigt. Das Schockierendste ist jedoch, dass dies alles tatsächlich passiert ist.