The Boss Baby (2017)

The Boss Baby (2017)

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  2. 97 Minuten

Filmkritik: Well, who's the boss now?!

One happy family?
One happy family? © 2016 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Tim ist ein glückliches Kind: Er wächst behütet auf und bekommt als Einzelkind die gesamte Liebe seiner Eltern ab. Vor dem Zubettgehen erhält er jeweils fünf Umarmungen, eine spannende Geschichte erzählt und sein ganz spezielles Lied vorgesungen. Ein anderes Leben, mit einem Geschwisterchen zum Beispiel, kann sich Tim nicht vorstellen. Und doch bekommt er ziemlich unerwartet einen kleinen Bruder, welcher ihm von Beginn an suspekt ist: Das Baby trägt stets einen Anzug mit Krawatte, unter dem Arm einen Aktenkoffer und verhält sich merkwürdig.

Wer hat denn nun die Windeln voll?
Wer hat denn nun die Windeln voll? © 2016 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Tim geht der Sache auf den Grund und stellt fest, dass sein Bruder bereits sehr gut sprechen kann. Tim muss aber auch betrübt feststellen, was es heisst, nicht mehr die ganze elterliche Liebe abzubekommen. Nur, dass das Baby speziell ist, wollen ihm seine Eltern partout nicht glauben. So beschliesst er das Baby möglichst bald loszuwerden. Dies kommt dem Baby gelegen, denn es hat einen klaren Plan zu befolgen: Seine Mission ist es herauszufinden, weshalb sich Welpen einer immer grösseren Beliebtheit erfreuen und die Liebe der Menschen mehr beanspruchen als diejenige für Babys. Dass Tims Eltern beide bei der Firma Puppy Co. arbeiten, kommt ihm mehr als gelegen.

The Boss Baby ist das neuste Animationsfilm-Abenteuer von DreamWorks. Der Film von Tom McGrath unterhält ganz ordentlich, trumpft aber mehr durch guten Humor als durch eine weltbewegende Story auf. Der Humor ist stets geradlinig und niveauvoll und sorgt für einige Lacher. Ein Feel-Good-Movie, das sich für die ganze Familie eignet.

Tom McGrath, der als Regisseur für Megamind verantwortlich zeichnete und davor als Set-Designer bei The Grinch sowie Cats & Dogs tätig war, lässt mit The Boss Baby eine geballte Ladung Babypuder auf die Betrachter los.

Der Film beginnt mit den Erklärungen des Hauptcharakters Tim. Er stellt seine Familie vor, schwärmt davon, wie umsorgt und geliebt er wird. Tim ist sieben Jahre alt, Einzelkind und ein Träumer, der sich gerne Abenteuer vorstellt, in welchen er seine Eltern oder sie ihn retten müssen. Mit Hilfe eines Dreiecks wird diese Beziehung zu seinen Eltern symbolisiert. Das Dreieck soll schliesslich die stabilste geometrische Form sein. Visualisiert wird dies durch kurze Einspielsequenzen, welche in farblich stimmigen, stilisierten Bildern daherkommen und sich während des Filmes mehrfach wiederholen. So zum Beispiel, als Tim seine Spionagemission bei der Baby-Konferenz startet und seine Spionagebrille aufsetzt, durch welche er die Babys als willenlose Zombiekreaturen mit leeren Augen sieht. Solche Sequenzen, wie sie auch in Kung Fu Panda 3 zu sehen sind, passen wunderbar in den Film.

Es wurde viel Liebe ins Detail gesteckt. Schon die Anfangsszene im Himmel, welche die Vorbereitung der Babys für ihren Gang zu den Familien auf der Welt zeigt, beeindruckt mit witzigen Slapstick-Einlagen. Die Gag-Dichte nimmt im Verlauf des Films nicht merklich ab, der Humor trifft einen Punkt, welcher aus einem Schmunzeln ein lautes Herauslachen werden lässt. Das Paradebeispiel dafür stellt ein Kampf im Garten dar, welcher aus zwei verschiedenen Perspektiven gezeigt wird: Aus der Sicht der Kids ist es eine grosse Action-Verfolgungsjagd, Explosionen und Stunts in bester Action-Manier. Aus der Perspektive der Eltern spielen Tim und das Boss-Baby (im Original gesprochen von Alec Baldwin) miteinander im Garten, was diese in der Annahme, dass die beiden sich nun endlich vertragen, total zufrieden stellt.

Die Geschichte von The Boss Baby ist eher seicht und durchschaubar gehalten, was aber nicht als Nachteil gesehen werden muss. Ein bahnbrechender Twist bleibt aus und hätte bei einer Produktion für die ganze Familie auch eher erstaunt. Wie zuletzt bei Trolls setzt DreamWorks viel mehr auf einen hohen Unterhaltungsfaktor. Es wird schnell klar, dass Tim und das Baby nur gemeinsam an ihre angestrebten Ziele kommen und sie so verschieden doch nicht sind.

Yannick Bracher [yab]

Yannick ist Freelancer bei OutNow seit Sommer 2015. Er mag (Indie-)Dramen mit Sozialkritik und packende Thriller. Seine Leidenschaft sind Filmfestivals und die grosse Leinwand. Er hantiert phasenweise noch mit einem Super-8-Projektor und lernt die alten Filmklassiker kennen und schätzen.

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