Fans von Prometheus und Alien können gleichermassen aufatmen. Ridley Scott dürfte mit dem neuesten Kapitel der Saga sowohl Horrorfans als auch Freunde von grossen Konzepten im Sci-Fi abholen. Die Welt, die Scott visuell erschafft, ist beeindruckend und wunderschön, während der Horror effektiv für Spannung sorgt. Einzig in der Schlussphase fühlt sich Alien: Covenant mehr an wie eine Entschuldigung für die Fans, welche von Prometheus enttäuscht waren, und verkommt zur Pflichtübung für Scott. Doch auch im Finale ist genug visuelles Flair und handwerkliches Können vorhanden, um als Zuschauer die kleinen Defizite schnell zu vergessen und sich im Spektakel zu verlieren.
Als Ridley Scott vor fünf Jahren seine Vorgschichte zu Alien in die Kinos brachte, waren die Meinungen geteilt. Dünne Charaktere, mehr Fragen als Antworten und zu wenig tatsächliche Verknüpfungen zum Original waren die Hauptargumente der Gegner. Da negative Stimmen leider immer etwas lauter sind als die positiven, scheinen sich Scott und sein Team ein Herz gefasst zu haben und schaffen mit Alien: Covenant einen Hybriden, mit dem sie fast ins Schwarze treffen.
Die Crew der Covenant ist ein sympathischer Haufen mit einer tollen Gruppendynamik. Nebst Katherine Waterston und Billy Crudup ist es überraschenderweise Komödienstar Danny McBride (Your Highness), der viel zum "Herz" der Gruppe beiträgt. Die Truppe fühlt sich echt an, und die Tatsache, dass es sich um verschiedene Liebespaare handelt, gibt dem Ganzen eine emotionale Komponente, welche noch mehr mit ihnen mitfiebern lässt. Michael Fassbender hat mit einer Doppelrolle wohl die grösste Herausforderung und steht im Zentrum der Geschichte. Obwohl der irische Schauspieler mit seinem US-Akzent etwas zu kämpfen hat, sind seine zwei differenzierten Performances beeindruckend und spannend zu beobachten.
Alien: Covenant ist dann am stärksten, wenn sich die Handlung auf dem neuen, unbekannten Planeten abspielt. Hier gibt es die gewohnt atemberaumenden Bilder und eine Hoschspannungsszene (Stichwort: Ein schöner Rücken kann entzücken), die es in sich hat. Scott hat sein Publikum fest im Griff, und es ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, den Blick von der Leinwand abzuwenden, so immersiv ist seine Vision.
Obwohl die Handlung nicht alle Fragen beantwortet, die Prometheus stellt, ist es erfreulich, dass die Thematik der Schöpfung und die philosophischen Themen, wenn auch reduziert, weitergeführt werden. Wenn dann gegen Schluss das Alien wütet, ist dies nach wie vor aufregend, aber definitiv ein Kompromiss. Mehr Zeit mit der Story wäre zwar mutig, aber wilkommen gewesen. So ist Alien: Covenant eine leider selten gewordene Anomalie: ein intelligenter Blockbuster, der aufregende Action mit guten Charakteren und einer weiterhin faszinierenden Geschichte verknüpft.