"Vampir" sagen und hoffen, dass der Leser nicht an Twilight denkt. War vor den Verfilmungen der Schreckenswerke von Stephenie Meyer in den Köpfen der Menschen ein total anderes Abbild von Vampiren gespeichert, kämpft die Spezies heute hauptsächlich gegen Glitzer-Make-up und schwerwiegend emotionale Tiefphasen präadoleszenter Liebesgeschwüre. Vom bestialisch-animalischen und weit gefürchteten Vampirwesen alter Zeiten ist wenig übriggeblieben.
The Transfiguration geht hier seine ganz eigenen Wege und definiert/beansprucht ein eigenes Genre für sich allein: Hier wird der Spagat zwischen den wohl noch nie in Kombination gesehenen Genres Ghettofilm, Vampirfilm und dennoch Coming-of-Age gemacht. Dies gelingt anfangs eher zögerlich, fliesst mit zunehmender Dauer des Werkes aber immer mehr ineinander und funktioniert auch ganz ordentlich. Zugegeben, Ghetto-Umgebung und jugendlicher Nachwuchs-Vampir, das hört sich schon eher seltsam an. Dass der Protagonist in einem Hochhaus im Stadtteil Queens/New York aufwächst und täglich Reibereien mit einer Gang auszufechten hat, selbst aber dennoch ein eher ruhiger und nachdenklicher Junge ist, passt anfangs vielleicht etwas weniger ins Konzept, welches ein genre-erfahrener Betrachter erwarten würde. Als dann die neue Nachbarin ins Leben von Milo tritt, kommt das dritte Genre ebenfalls noch richtig zum Zug und eine thematisch feinmaschige Vernetzung entsteht.
Die Dialoge sind sehr kurz gehalten, die Sprache scheint nicht das primäre Ausdrucksmittel zu sein, auf welches der Regisseur Michael O'Shea setzen wollte. Und wenn die raren Dialoge dann stattfinden, dann zumeist als kurze Ein-Sätzer, begleitet durch viel Stille. Dies passt ganz gut ins Konzept.
Was dem Werk allerdings fehlt, ist ein aufrechterhaltener Spannungsbogen, welcher die Story vorantreibt. Lange passiert einfach nichts oder wenig Essenzielles und das Geschehen plätschert vor sich hin. So erscheint der Film, auch bei einer kurzen Laufzeit von lediglich 97 Minuten, teilweise zäh und langatmig. Die schauspielerischen Leistungen von Eric Ruffin (Milo) und Chloe Levine (Sophie) sind ordentlich, brillieren können die beiden jedoch nicht. Hauptsächlich die kühle Abgeklärtheit von Milo irritiert etwas, Eric Ruffin könnte seine Rolle bestimmt mit mehr Ausdruck verkörpern.
Die gezeigten Gewaltszenen kommen brachial, heftig und unerwartet daher, was dem Werk etwas die Spannung zurückbringen kann. Ebenso der mechanisch monotone Soundtrack, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ansonsten hat das Werk noch Potenzial nach oben, macht aber dennoch schon einiges richtig.