Maudie (2016)
Maudie (2016)
Oder: Bunte Blumen erleuchten den Tag

Das wird ein ganz rauchiges Bild.
Maud (Sally Hawkins) lebt bei ihrer Tante Ida in einem kleinen Dorf im Osten Kanadas. Nach dem Verkauf des elterlichen Hauses ist sie von ihrem Bruder Charles quasi dort abgesetzt worden. Er möchte sich um seine kranke Schwester nicht weiter kümmern. Maud fühlt sich in bei ihrer Tante nicht wohl, ist sehr einsam, verliert aber trotzdem nie den Lebensmut. Auf der Suche nach mehr Selbstständigkeit antwortet sie auf eine Anzeige des Fischhändlers Everett (Ethan Hawke), einem sozialen Aussenseiter, der eine Haushälterin sucht.

"Ich will nach Hause!"
In seiner kleinen Hütte teilen sie fortan den Alltag und kommen sich nur zögerlich näher. Maud versucht, weiterhin ihrer Leidenschaft, der Malerei, nachgehen zu können. Schliesslich heiraten die beiden und Maud wird bald zu einer lokalen Berühmtheit. Zunächst durch den Verkauf von Postkarten, später auch kleineren Gemälden, macht sie auf sich aufmerksam. Ihre Motive gelangen sogar nach New York. Den wortkargen Everett kann sie zunehmend mit Stolz erfüllen. Doch ihre Krankheit aus Kindertagen beginnt sie zunehmend in ihrer Arbeit und ihrem Leben einzuschränken.
Film-Rating
Das Biopic der Regisseurin Aisling Walsh über die naive Malerin Maud Lewis ist eine gefühlvoll erzählte Geschichte eines harten Lebens. Als Folge einer rheumatoiden Arthritis als Kind litt sie schon recht früh in ihrem Leben an Behinderungen an Armen und Händen. Neben dem Lebensmittelpunkt, der Malerei, zeigt der Film eine kleine, berührende Liebesgeschichte mit zwei tollen Darstellern.
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Farbenfrohe, kindlich anmutende Bilder von bunten Blumen, Vögeln und Katzen zieren fast jeden Winkel des kleinen Hauses, in dem Maud Lewis lebt. Alle möglichen Materialien dienen ihr als Grundlage, vom Fenster über Wände bis hin zum Backblech. So macht sie aus einem sehr karg eingerichteten Haus etwas ganz Besonderes.
Maudie zeigt die erwachsenden Jahre der Künstlerin und setzt den Schwerpunkt auf die Ehe zwischen ihr und Everett: zwei Menschen, die auf den ersten Blick nicht recht zusammenzupassen scheinen. Everett ist ein grummeliger, als Waise aufgewachsener Fischverkäufer, der stets mit verkniffenen Blick durchs Leben geht. Maud dagegen eine zierliche, fast zerbrechliche Frau, die trotz aller Demütigungen stets rücksichtsvoll und still durchs Leben geht. Beide haben nie viel Freude in ihrem Leben haben dürfen.
Der Grossteil der Geschichte konzentriert sich auf das Haus oder seine unmittelbare Umgebung in einer kargen Landschaft. Dadurch kann er sich einen sehr intimen Blick auf die Beziehung der so unterschiedlichen Figuren erlauben. Getragen wird der Film von Sally Hawkins, die eine unglaublich überzeugende und emotionale Leistung zeigt. Sie bringt uns Maud als Menschen voller Warmherzigkeit und mit Willen zum Leben nahe. Man findet die Figur von der ersten Sekunde an sympathisch und taucht sofort in die Geschichte ein.
So sehen wir eine Künstlerin, die sich tapfer gegen ihren körperlichen Verfall auflehnt, wie sie in dem harten Klotz Mann, bei dem sie zu arbeiten beginnt, langsam einen weichen Kern hervorbringt. Maud findet ihr Glück in der Kunst, sie ist ihr Rückzugsort von allen Sorgen, und sie bringt letztlich sogar in dem wortkargen und meist an Gefühlen armen Everett Stolz hervor. Nach einigen Verkaufserfolgen ermutigt er sie sogar zur Malerei. Trotz ihrer körperlichen Einschränkungen malt sie nun kleinformatige, farbenfrohe Gemälde, um ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Es ist eine eigentlich spröde Liebe zwischen den beiden, viel Wärme und Herzlichkeit zeigt sich eher selten.
Doch merkt man an dem präzisen Spiel der beiden Darsteller, wie sich die Figuren zueinander und miteinander langsam verändern. Wie sie füreinander da sind, sich umeinander kümmern und letztlich auch, wie sehr sie sich lieben. So wie sich das anfangs karge, ungemütliche Haus durch die bunten Farben Mauds zu einem gemütlichen, wenn auch einfachen Zuhause verändern, so ändert sich auch der Grad ihrer Beziehung zueinander. Maudie zeigt keine klassische Erfolgsstory einer grossen Künstlerin, aber eine kleine, zärtliche Liebesgeschichte, die ungemein berührt und die durch Sally Hawkins' Darstellung noch lange in Erinnerung bleibt.