Wir erinnern uns: 2012 erschienen innerhalb kurzer Zeit zwei Schneewittchen-Adaptionen, von denen Snow White and the Huntsman wohl eher im Gedächtnis geblieben ist, weil das Fantasy-Epos mit weltweit fast 400 Millionen etwa doppelt so viel eingespielt hat als der satirische Konkurrent Mirror Mirror. Und ja, da war auch noch das Skandälchen mit Kristen Stewart und Regisseur Rupert Sanders, die übrigens beide bei diesem Prequel/Sequel nicht mehr mit von der Partie sind. Der neue Mann auf dem Regiestuhl heisst Cedric Nicolas-Troyan und war für die Visual Effects beim Vorgängerfilm sogar für einen Oscar nominiert.
Dank einem Regisseur mit Erfahrungen im Herbeizaubern von beeindruckenden Filmbildern enttäuschen die Effekte auch tatsächlich (fast) nie. Zweifellos sind Emily Blunts Eiskräfte - neben der wie immer atemberaubend schönen Charlize Theron - der eigentliche Blickfang des Filmes, heisst der Film in der deutschen Version doch The Huntsman & the Ice Queen - und erinnert damit wohl nicht zufällig an Andersens Schneekönigin wie auch an eine gewisse Disneyprinzessin. Trotz toller Bilder beschleicht einen allerdings mehrfach das Gefühl, dass in Sachen Budget dieses Mal weniger geklotzt werden konnte. Fantasy-typische epische Landschaftsaufnahmen fehlen etwa weitgehend, und auch die spektakulären Fabelwesen des ersten Teils sind nur noch vereinzelt zu sehen. Auffällig ist zudem, dass bei effektlastigen Sequenzen häufig auf Gegenschussaufnahmen verzichtet wird oder etwa Goblins auch mal grösstenteils ausserhalb des Bildes bleiben - solche Abkürzungen ist man sich von kleineren Produktionen gewohnt, hier fällt dies jedoch eher negativ auf.
Leider dümpelt auch die einfache, an und für sich gefällige Geschichte öfters etwas vor sich hin und bleibt dabei stets vorhersehbar. Eher befremdlich ist, dass der Anschluss an den Vorgängerfilm mehrfach nicht funktioniert. So fragt man sich etwa, wo Ravennas Bruder in der ersten Hälfte des Filmes ist, und die Informationen über Sara aus dem ersten Film gehen mit der hier gezeigten Geschichte überhaupt nicht einher. Richtig ärgerlich und auch recht billig ist, wie bewusst um Schneewittchen herumerzählt wird, damit man weder Kristen Stewart zurückholen noch die Rolle neu besetzen musste.
Die weiblichen Figuren fallen wie erwartet positiv auf. Wurde Snow White and the Huntsman damals für seine feministische Neuinterpretation der traditionell sehr passiven Schneewittchenfigur gelobt, legt The Huntsman: Winter's War sogar noch einen drauf. Neben einer weiteren, wiederum stark psychologisierten Bösewichtin und Jessica Chastain als kampfstarker Heldin gibt es endlich auch mal weibliche Zwergenunterstützung; ein schöner Einfall, der etwas Humor in die sonst auf episch getrimmte Handlung bringt. Freilich sind Hemsworth und Theron weiterhin der eigentliche Grund, warum man sich den Film trotz gelegentlicher Leerlaufsequenzen doch irgendwie gerne anschaut - er wie immer mit spitzbübischem Charme, sie in ihrer gleichermassen bösartigen wie wunderschönen Paraderolle.