A Dragon Arrives! - Ejdeha Vared Mishavad! (2016)

A Dragon Arrives! - Ejdeha Vared Mishavad! (2016)

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  2. 105 Minuten

Filmkritik: Mystische Erlebnisse in der Wüste

66. Internationale Filmfestspiele Berlin 2016
Hipster Alert!
Hipster Alert! © trigon-film

Mit seinem orangefarbenden Auto macht sich Kommissar Hafizi (Amir Jadidi) auf in die Wüstenlandschaft Irans und zu seinem neuestem Fall. In der Weite der Wüste hat sich ein politisch verbannter Gefangener in einem Schiffswrack das Leben genommen. Das Wrack steht mitten auf einem uralten Friedhof. Die Wände des Schiffs sind mit Tagebuchaufzeichnungen und Bildern übersät. Hafizi übernachtet in dem Wrack und wird durch ein Erdbeben aufgeweckt. Auf mysteriöse Art bleibt das Beben nur auf das Gebiet des Friedhofs beschränkt.

Ein dicker Fisch
Ein dicker Fisch © trigon-film

Mit Hilfe eines Toningenieurs und eines Geologen beginnt Hafizi seine Ermittlungen auf der Insel Qeshm. Dabei finden sie nicht nur ein Neugeborenes, sondern müssen auch eine zweite Leiche beschaffen. Mehr als 50 Jahre später werden Beweismaterial und geheimdienstliche Tonbandaufnahmen gefunden. Diese beweisen, dass die drei Männer verhaftet wurden. Warum das geschehen ist, versucht der Film aufzuarbeiten.

In dieser bunten Zeitreise in das Iran um 1965 gilt es viel mysteriöse Ereignisse zu verstehen - ein grosses Rätsel um wahre Begebenheiten und übernatürliche Ereignisse, die wie ein Krimi aufgebaut und zugleich an geschichtlichen Fakten orientiert sind. Die grosse Rätselhaftigkeit des Films ist sowohl Stärke und Manko zugleich.

A Dragon Arrives des iranischen Regisseurs Mani Haghighi ist ein grosses Rätsel und zugleich ein Märchen. Bunt geht es zu, kräftige Farben und gestochen scharfe Bilder machen den Film schon zu einer Freude. Aber es geht auch sehr rätselhaft und etwas verworren zu. Wer da den stellenweise den Durchblick verliert, muss sich nicht sorgen. Es lohnt sich, einfach loszulassen und sich der Geschichte hinzugeben.

Der Film vermischt reale Ereignisse des eigenen Landes, wie die nur am Rande erwähnte Ermordung des iranischen Premierministers, mit Übernatürlichem und Interviews der Filmschaffenden. Es gibt drei Erzählebenen, zwei davon liegen in der Vergangenheit um 1965: zum einen die Ermittlungen auf dem Friedhof durch den Kommissar Hafizi und zum anderen die folgenden Verhöre beim Geheimdienst; zum anderen die in der Jetztzeit durchgeführten Interviews mit dem Regisseur selbst sowie einigen Bekannten und an dem Projekt Arbeitenden. Es gibt immer wieder auftauchende Randerzählungen, neue kleine Erzählstränge, die es zu verstehen gilt, aber nicht unbedingt zu verstehen sind.

Vor allem ist der Film eine grosse Sinneserfahrung, wird man doch von den oft wunderbaren Bildern umgehauen wie z.B. dem grossen Schiffswrack mitten auf dem Wüstenfriedhof. Aber auch Mystisches und fast Übernatürliches beinhaltet die Geschichte und sorgt stets für grosse Abwechslung.

Die grosse Rätselhaftigkeit des Films ist aber auch sein grösstes Manko, denn einerseits macht sie den Film reizvoll, andererseits ist es aber auch zunehmend schwierig, am Ball zu bleiben. Im Gegensatz zu Regiekollegen wie Jafar Panahi, der stets kritisch gegen das eigene Land vorgeht, bewegt sich Mani Haghighi immer mit der Zensur und hält sich an geschichtliche Fakten. Er benutzt oder entwirft gar nicht erst Figuren, die der Zensur zum Opfer fallen könnten oder geschichtliche Fakten verfälschen könnte.

A Dragon Arrives ist buntes, wunderhaft einladendes Märchen, Verwirrspiel und Zeitreise zugleich. Wenn man sich davon frei macht, jeden Handlungsstrang verstehen zu wollen, dann macht es Spass, dem Kommissar bei seinen Ermittlungen beizuwohnen.

Julia Stache [jst]

Julia ist seit 2007 Freelancerin bei OutNow und kommt aus Berlin. Seit 2002 ist sie regelmässig bei der Berlinale dabei. In Jane-Austen-Filmen kann sie träumen und mitleiden. Sehr angetan haben es ihr Thriller, Christian Bale und James McAvoy.

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Trailer Originalversion, mit deutschen und französischen Untertitel, 01:34