Es sind 96 Minuten Poesie, welche Rolando Colla mit Sette Giorni auf die Leinwand zaubert. 96 Minuten Leidenschaft, 96 Minuten Liebe zum Detail. 96 Minuten Lebensfreude, aber auch 96 Minuten tiefe Trauer.
Dass Rolando Colla ein Faible für herzerwärmende Storys hat, dürfte spätestens seit Giochi d'estate bekannt sein. Colla ist ein Ästhet, jedes Bild ist stimmig bis ins kleinste Detail. Nichts wird dem Zufall überlassen, keine Aufnahme der Fernweh erweckenden See, des hübschen süditalienischen Dörfchens und dessen gastfreundlicher Bewohner scheint fehl am Platz zu sein. Und wenn dann die Hochzeit auf Booten im Meer draussen gezeigt wird und durch eine kleine Handberührung im Pool die knisternde Liebe zwischen den Hauptcharakteren entsteht, dann schmilzt dem Betrachter das Herz. Vor lauter Ästhethik gerät die Story des Filmes beinahe etwas in den Hintergrund, geht aber nie unter. Ob sich die beiden Turteltauben näherkommen werden, ist nie die Frage, sondern nur, wann es so weit sein wird.
Die Blicke, die sie sich (natürlich!) auf dem Leuchtturm vor atemberaubender süditalienischer Kulisse zuwerfen, könnten eindeutiger nicht sein. Dass beide ihre Altlasten mittragen und eine Beziehung auf längere Zeit kompliziert, wenn nicht sogar unmöglich wäre, verschafft der Kitsch-Atmosphäre den nötigen Gegenpol. So sind Enttäuschungen, kleine Geheimnisse und die Angst vor Verlust und Verletzung ebenso Teil der Geschichte. Der Umgang mit der befristeten Liebelei setzt den beiden Protagonisten dann doch mehr zu als angenommen, kommt doch der Tag der Feier und damit des Auftauchens von Chiaras Familie unweigerlich näher. Eben diese Parts, in denen den beiden die Vergänglichkeit vor Augen geführt wird, sind sowohl überzeugend als auch wichtig für den Fortlauf der Handlung. Die Ausgewogenheit zwischen Freud und Leid, zwischen einem heissen Abenteuer und dem drohenden folgenden Alltag und dem Sich-nie-Wiedersehen, wird passend hergestellt.
Eine bessere Kulisse für die Hochzeitsvorbereitungen hätte es wohl kaum geben können. Untermalt werden die Festlichkeiten in der Vorbereitung eher durch französische Chansons, was auf die Ursprünge Ivans und Richards zurückzuführen sein dürfte. Während der Trauung selbst ist wunderbare südeuropäisch-traditionelle Akkordeonmusik zu hören, was die Kulisse zusätzlich mit Authentizität ausstattet.
Aber nicht nur die Kulisse und die Musik sind Poesie, ebenso sind es die zwei befreit aufspielenden Hauptdarsteller. Sie vermögen ein Feuer zu entfachen, das nie erlischt. Pure Ästhetik ebenfalls, wenn sich die zwei Körper vereinen, sie, mit ihrem wilden, dunklen Haar und dem lasziven Blick, er mit seinem Dreitagebart und den Wuschelhaaren, beide braungebrannt - wie füreinander geschaffen...