7 Giorni (2016)

7 Giorni (2016)

Sieben Tage voller Leidenschaft
  1. ,
  2. 96 Minuten

Filmkritik: Sieben Tage Liebe

12. Zurich Film Festival 2016
Hier herrscht noch eitel Sonnenschein..
Hier herrscht noch eitel Sonnenschein.. © filmcoopi

Ivan (Bruno Todeschini) und Chiara (Alessia Bareal) treffen sich auf der kleinen süditalienischen Insel Levanzo, um die Hochzeit von Richard (Marc Barbé) und Francesca (Linda Olsansky) vorzubereiten. Francesca, Chiaras beste Freundin, und Richard, Ivans Bruder, werden hier in sieben Tagen heiraten. Es gibt viel zu tun auf der spärlich besiedelten Insel, die Unterkunft für die Gäste und der Leuchtturm, bei welchem das Brautpaar übernachten will, müssen hergerichtet werden.

..aber bald ist's vorbei mit der Liebelei!
..aber bald ist's vorbei mit der Liebelei! © filmcoopi

Während dieser Zeit kommen sich Ivan und Chiara näher, verlieben sich ineinander, und eine knisternde Liebelei beginnt. Da Ivan jedoch Angst hat, in der Liebe erneut zu scheitern - er hat seine letzte Beziehung nie ganz verarbeiten können - und Chiara zu Hause eine feste Beziehung inklusive Tochter hat, beschliessen die beiden, ihre Liebe auf sieben Tage zu beschränken, bis die Hochzeitsgäste eintreffen. Anschliessend wollen sie auseinandergehen und sich nie mehr sehen. So der Plan...

Ästhetik scheint Rolando Colla eine Pflicht zu sein, denn mit Sette Giorni hat er einen wunderschönen Film erschaffen, der voller Liebe und Leben steckt. Eine ähnlich intensive Atmosphäre erreichte letztmals Fiore des Regisseurs Claudio Giovannesi, wenn auch die Thematik eine ganz andere war. Die Settings sind traumhaft, die schauspielerischen Fähigkeiten von Bruno Todeschini und Alessia Barela ergreifend und das süditalienische Flair, welches den Film umgibt, ist mehr als nur passend. Pflichtprogramm!

Es sind 96 Minuten Poesie, welche Rolando Colla mit Sette Giorni auf die Leinwand zaubert. 96 Minuten Leidenschaft, 96 Minuten Liebe zum Detail. 96 Minuten Lebensfreude, aber auch 96 Minuten tiefe Trauer.

Dass Rolando Colla ein Faible für herzerwärmende Storys hat, dürfte spätestens seit Giochi d'estate bekannt sein. Colla ist ein Ästhet, jedes Bild ist stimmig bis ins kleinste Detail. Nichts wird dem Zufall überlassen, keine Aufnahme der Fernweh erweckenden See, des hübschen süditalienischen Dörfchens und dessen gastfreundlicher Bewohner scheint fehl am Platz zu sein. Und wenn dann die Hochzeit auf Booten im Meer draussen gezeigt wird und durch eine kleine Handberührung im Pool die knisternde Liebe zwischen den Hauptcharakteren entsteht, dann schmilzt dem Betrachter das Herz. Vor lauter Ästhethik gerät die Story des Filmes beinahe etwas in den Hintergrund, geht aber nie unter. Ob sich die beiden Turteltauben näherkommen werden, ist nie die Frage, sondern nur, wann es so weit sein wird.

Die Blicke, die sie sich (natürlich!) auf dem Leuchtturm vor atemberaubender süditalienischer Kulisse zuwerfen, könnten eindeutiger nicht sein. Dass beide ihre Altlasten mittragen und eine Beziehung auf längere Zeit kompliziert, wenn nicht sogar unmöglich wäre, verschafft der Kitsch-Atmosphäre den nötigen Gegenpol. So sind Enttäuschungen, kleine Geheimnisse und die Angst vor Verlust und Verletzung ebenso Teil der Geschichte. Der Umgang mit der befristeten Liebelei setzt den beiden Protagonisten dann doch mehr zu als angenommen, kommt doch der Tag der Feier und damit des Auftauchens von Chiaras Familie unweigerlich näher. Eben diese Parts, in denen den beiden die Vergänglichkeit vor Augen geführt wird, sind sowohl überzeugend als auch wichtig für den Fortlauf der Handlung. Die Ausgewogenheit zwischen Freud und Leid, zwischen einem heissen Abenteuer und dem drohenden folgenden Alltag und dem Sich-nie-Wiedersehen, wird passend hergestellt.

Eine bessere Kulisse für die Hochzeitsvorbereitungen hätte es wohl kaum geben können. Untermalt werden die Festlichkeiten in der Vorbereitung eher durch französische Chansons, was auf die Ursprünge Ivans und Richards zurückzuführen sein dürfte. Während der Trauung selbst ist wunderbare südeuropäisch-traditionelle Akkordeonmusik zu hören, was die Kulisse zusätzlich mit Authentizität ausstattet.

Aber nicht nur die Kulisse und die Musik sind Poesie, ebenso sind es die zwei befreit aufspielenden Hauptdarsteller. Sie vermögen ein Feuer zu entfachen, das nie erlischt. Pure Ästhetik ebenfalls, wenn sich die zwei Körper vereinen, sie, mit ihrem wilden, dunklen Haar und dem lasziven Blick, er mit seinem Dreitagebart und den Wuschelhaaren, beide braungebrannt - wie füreinander geschaffen...

Yannick Bracher [yab]

Yannick ist Freelancer bei OutNow seit Sommer 2015. Er mag (Indie-)Dramen mit Sozialkritik und packende Thriller. Seine Leidenschaft sind Filmfestivals und die grosse Leinwand. Er hantiert phasenweise noch mit einem Super-8-Projektor und lernt die alten Filmklassiker kennen und schätzen.

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Trailer Italienisch, mit deutschen und französischen Untertitel, 01:53