Regisseurin Crystal Moselle, welche die Angulo-Brüder zufällig in New York auf der Strasse entdeckt hatte, begleitete die Jungs über drei Jahre und konnte dadurch so persönlich in ihre Welt eintauchen, wie kein Aussenstehender jemals zuvor. Dabei zeigt sich ein oft verstörendes Bild einer Familie, welche sich in der 8-Millionen-Metropole ihr ganz eigenes Universum geschaffen hat. Und dieses besteht, zumindest bei den Kindern, aus Familie und Filmen.
Verantwortlich für diese Entwicklung war der Vater, Oscar Angulo, welcher sich für Weltreligionen und Philosophie interessiert, aber seinen Kindern nicht die reale Welt, sondern die der Filme zugänglich machen sollte. Seine Aussagen im Film decken aber schnell Widersprüche auf, und auch seine Söhne sind ihm nicht mehr hörig, da diese inzwischen selbstständiger geworden sind. Die Mutter Susanne wirkt als Anker und erste Bezugsperson der Brüder und ist als ehemaliges Hippiemädchen weltoffener als ihr Ehemann. Diese Hierarchie wird schon zu Beginn der Dokumentation klar, was ein entspanntes Geniessen des Materials ermöglicht.
Die Dokumentation richtet den Fokus sehr stark auf die Geschwister und ihr Leben im Apartment. Dies wirkt an manchen Stellen etwas ermüdend, denn man hätte gerne mehr vom Alltag der Familie und Brüder, ausserhalb ihrer sicheren Umgebung, gesehen. Auf der anderen Seite passen der visuelle Stil und das Konzentrieren auf diesen Mikrokosmos sehr gut zur Geschichte, fühlt man sich doch nach einiger Zeit selbst etwas eingeengt und bekommt das Verlangen nach Freiheit.
Viele Aufnahmen, die entstanden sind, zeigen einen faszinierenden Blick auf die Kinder der Familie Angulo, die durch Filme so geprägt wurden, dass sie sich selbst im Alltag oft wie Figuren aus bekannten Kultstreifen fühlen. Gerne spielen sie zusammen komplette Filme, für die sie extra die Dialoge abschreiben, mit selbst gebastelten Requisiten aus Pappe nach. Solche Momente wirken auf den ersten Blick verstörend, und man fragt sich, wie es um die Erziehung der Brüder wohl steht. Dies klärt die Dokumentation auch zu grossen Teilen auf, und man erlebt die Jungs als anständige, aufgeschlossene und äusserst kreative Menschen, welche am Leben teilhaben möchten.
Oft wird das Ganze aber etwas zu einseitig beleuchtet, und kritische Fragen werden erst gar nicht gestellt. Crystal Moselle fungiert mehr als Beobachterin und hält sich strikt hinter der Kamera. Ein Urteil darf sich daher am Ende jeder selber bilden. Einzig die etwas angeschlagene Beziehung zum Vater schimmert an vielen Stellen durch, und dies sind auch die Momente, wo man nicht nur beobachtet und staunt, sondern mitfühlen kann. Dass während der Dreharbeiten die Mutter etwas aus der Reserve gelockt wird und nach vielen Jahren das erste Mal mit ihrer Mutter zu telefonieren wagt, ist dann auch ein Befreiungsschlag, welcher stellvertretend für die Zukunft der Kinder ist. So fragwürdig auch die Erziehung war, sie werden ihren Weg gehen, und es ist interessant, einen kleinen Teil davon mitzuerleben.