Mr. Right (2015/I)

Mr. Right (2015/I)

  1. , ,
  2. 95 Minuten

Filmkritik: Kiss'n'Kill

40th Toronto International Film Festival
Partnerlook Marke "Bitch Boys"
Partnerlook Marke "Bitch Boys" © Studio / Produzent

Sie gerät einfach immer an den Falschen! Martha (Anna Kendrick) hat sich gerade wiedermal von ihrem Freund getrennt, nachdem dieser sie mit einer anderen Frau betrogen hat. Nun gibt sie volle Kanne Gas, um endlich ihren Traumpartner kennenzulernen. Doch wenn man's zu verbissen versucht, kommt's bekanntlich selten gut. So bleiben sämtliche Aufreiss-Versuche in der Disco erfolglos, da sie die Typen eher abschreckt als anzieht. Ihre beste Freundin Julia (Wendy McColm) rät ihr zu mehr Gelassenheit, doch davon will Martha nichts wissen.

Eines Tages scheint es endlich zu klappen, als sie beim Einkaufen von einem frechen, aber charmanten Sonnyboy (Sam Rockwell) angesprochen und zu einem Date überredet wird. Obwohl sie danach nicht mal seinen Vornamen kennt, ist sie Feuer und Flamme und überzeugt, endlich ihren "Mr. Right" gefunden zu haben. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Ihr Traumprinz ist ein Profikiller, der gerade auf der Flucht vor so manchen finsteren Gestalten ist.

Insbesondere dank einer herrlich hysterischen Anna Kendrick kann Mr. Right ganz ordentlich unterhalten. Sam Rockwell schaltet derweil grinsend auf Autopilot, während ein texanisch kauderwelschender Tim Roth einen auf "Perlen vor die Säue" macht. Ein Schuss ins Schwarze ist diese Killer-Komödie zwar nicht, aber manchmal tut's ja auch schon ein Streifschuss.

Ach, wie originell: Mr. Right beginnt damit, wie sich Anna Kendrick für ein Date mit ihrem Herzallerliebsten schön macht, nur um diesen dann in flagranti mit einer Anderen zu erwischen. Eine solche Auftaktszene wurde schon gefühlte elfundneunzigtausendmal für eine (Liebes-)Komödie verwendet, in der die Hauptfigur in Beziehungsangelegenheiten chronisch vom Pech verfolgt wird - bis sie schliesslich endlich auf "Mr. Right" trifft. Tja, und wenn der Film schon so heisst, dann darf wohl auch diese abgedroschene Eröffnungsszene nicht fehlen. Nur, dass Mr. Right dann eben dummerweise einen kleinen Schönheitsfehler aufweist: Er ist ein Profikiller. Immerhin ein recht Netter. Kein Wunder, denn beim Knuddel-Killer handelt es sich ja um Hollywoods ewigen Lausejungen Sam Rockwell.

Ja, eigentlich ist der Film von Paco Cabezas recht simpel gestrickt: Sam Rockwell spielt Sam Rockwell, Anna Kendrick spielt Anna Kendrick. Dies jedoch wunderbar überdreht als hyperneurotische Märchenprinzessin auf Speed. Wenn man den Film mögen will, ist es daher eine gute Voraussetzung, die beiden Darsteller zu mögen. Ansonsten dürfte er zur Geduldsprobe werden. Gleichzeitig sollte man ein Flair für leicht schwarz angehauchten Humor haben, was angesichts des Killer-Plots unumgänglich ist. Allerdings ist dieser schwarze Humor dann doch recht massenpublikumstauglich dosiert - mehr davon wäre nett gewesen. Zwischendurch geht der Humor sogar beinahe vollständig vergessen, der Film lahmt im Mittelteil nämlich richtiggehend dahin.

Das liegt auch an den furchtbar öden Bösewichten. Hier wurde offensichtlich nach dem Prinzip "Quantität vor Qualität" verfahren: Hauptsache möglichst viele seltsame schräge Vögel anstatt ein richtig charismatischer böser Obermotz. Dabei hätten die Macher doch einen Tim Roth gehabt! Der britische Star mogelt sich mit ungeschlachtem amerikanischem Südstaaten-Akzent (sollte wohl ein Gag sein) durch den Film, erhält jedoch kaum eine wirklich gelungene Punchline. Ein etwas gewitzteres Drehbuch hätte aus ihm einen ebenbürtigen Gegenspieler des Protagonistenpaares machen können.

Trotz dieser Schwächen bietet Mr. Right solide, weder besonders anspruchsvolle, noch besonders intelligente, aber wenigstens auch nicht übermässig langweilige Kinokomödien-Unterhaltung. Positiv darf man dem Film ankreiden, dass er den Humor mehr oder weniger erfolgreich bis am Ende durchzieht und nicht plötzlich nach süsslicher Hollywood-Moral zu stinken beginnt - da hätte man nach der laschen Eingangsszene wahrlich Schlimmeres erwarten können.

Simon Eberhard [ebe]

Aufgewachsen mit Indy, Bond und Bud Spencer, hatte Simon seine cineastische Erleuchtung als Teenager mit «Spiel mir das Lied vom Tod». Heute tingelt er durch Festivals und mag Krawallfilme genauso wie Artsy-Farts. Nur wenn jemand einen Film als «radikal» bezeichnet, rollt er genervt mit den Augen.

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Trailer Englisch, 02:26