Knock Knock (2015)

Knock Knock (2015)

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  3. 96 Minuten

Filmkritik: Who's there?

Der Architekt Evan Webber (Keanu Reeves) hat am Wochenende eine Menge Arbeit vor sich und schickt deshalb seine Frau Karen (Ignacia Allamand) mit den beiden Kindern für ein paar Tage ins Ferienhaus am Strand. Doch bereits in der ersten Nacht wird Evan durch lautes Klopfen an der Haustüre gestört: Zwei vom Regen durchnässte junge Damen stehen vor der Türe und fragen nach einer Adresse, von der Evan noch nie gehört hat. Gastfreundlich lädt er Genesis (Lorenza Izzo) und Bel (Ana de Armas) in sein Heim und bietet ihnen trockene Handtücher an.

Die zwei Mädels sind von Anfang an extrem flirty und schmeissen sich an den attraktiven Architekten heran. Obwohl er sofort erklärt, dass er glücklich verheiratet ist und zwei Kinder hat, lassen Genesis und Bel nicht locker. Evan gefällt die Aufmerksamkeit und beginnt, von sich und seiner Vergangenheit als DJ zu erzählen. Doch aus dem harmlosen Flirt wird ein Katz- und Mausspiel, welches darauf hinausläuft, Evan rumzukriegen. Ob er der Versuchung widerstehen kann?

Was Eli Roth anfasst, lässt er gewohnt zu Gold werden. In seinem trashigen Knock Knock kann der Regisseur aber nicht an seine Erfolge anknüpfen. Auch wenn seine Gattin Lorenza Izzo die Hüllen fallen lässt: Ein paar Brüste, eine harmlose Portion Sadismus und ein bleicher Keanu Reeves reichen noch lange nicht aus, um sich Kritiksternchen einzuheimsen.

"Aus Spass wird bitterer Ernst!" Etwa so könnte der moralische Aspekt von Eli Roths (The Green Inferno) neustem Streich lauten. Doch während seine vielfach blutigen Vorgänger im Horrorgenre angesiedelt sind, dümpelt Knock Knock höchstens im seichten Gewässer einer Pseudo-Torture-Persiflage dahin. Wer auf einen hippen und genialen Thriller mit Lacheinlagen hofft, dürfte arg enttäuscht werden. Roth wird wohl der Einzige gewesen sein, der auf seinem Regiestuhl wie ein Schulmädchen herumgekichert hat.

Keanu Reeves' Charakter erlebt zu Beginn den (vermeintlichen) Männertraum: Wer könnte den vom Regen durchnässten, kecken Mädels nicht widerstehen? Für den Zuschauer ist sofort klar, dass der glücklich verheiratete Vater Evan nun dafür büssen muss, die Türe geöffnet zu haben. Nur leider büsst eben auch der Zuschauer, denn in der ersten Hälfte dominieren vor allem unsinnige und lächerliche Monologe der aufgepeppten Mädels den Film. Langweilig. Lorenza Izzo (übrigens Eli Roths Ehefrau) und Ana de Armas darf dabei kein Vorwurf gemacht werden, denn so steht's nun mal im Drehbuch. Den beiden Jungschauspielerinnen scheinen die harmlosen Foltereien, welche erst ab der zweiten Hälfte geschehen, sichtlich Spass zu machen.

Fans von Roths früheren Filmen vermissen in Knock Knock den Hauch von Ernsthaftigkeit. Obwohl Keanu Reeves' fehlendes Temperament gut zu Evan passt, wirkt er durch den ganzen Film hindurch lachhaft patschig. Selbst das grösste Weichei hätte einmal die Chance ergriffen und den Mädels den Garaus gemacht. Dank der fadenscheinigen Motivation, warum Genesis und Bel derart psychopathisch handeln, wirkt der Plot wässrig und aufgesetzt. Und hey: Ein bisschen Slice and Dice hätte Knock Knock viel mehr Pfeffer gegeben. Der ständig plakativ eingesetzte moralische Konflikt verliert sehr schnell seine Wirkung, und auch das vorhersehbare Finale kann das Teil auch nicht mehr retten. Wo bleibt John Wick, wenn man ihn mal braucht?

Christian Wolf [woc]

Christian arbeitet seit 2009 als Freelancer bei OutNow. Er mag ultradüstere Filmperlen und süffige Survival Horror Games. Animationsfilme sind ihm ein Gräuel. Christian vertritt als Einziger den smoothen Berner Dialekt im Team.

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