Filmkritik: If you're going to San Francisco...

Das ist also Janis Joplin. Mit ihrer strohigen Mähne eher unscheinbar, etwas burschikos im Gesicht, dann diese verschmitzten, immer grinsenden Augen. Janis, dieses Mädchen, das schon früh realisiert, dass es Aufmerksamkeit erhält, wenn es Unruhe stiftet. Sie kleidet sich extravagant, wird aufgrund liberaler Äusserungen zur Zielscheibe von Ku-Klux-Klan-Anhängern und streitet sich gerne im häufigen nächtlichen Ausgang. Eine Frau mit Ecken und Kanten, die heute wohl nicht mehr allzu viel Aufsehen erregen würde. Doch im ultrakonservativen Texas der Fünfzigerjahre stiftet eine Frau, die sich nicht strikt an die Regeln hält, Unruhe. Die Quittung ist für die junge Janis hart: Sie wird ausgelacht, verspottet und zum "ugliest man" ihrer Uni gewählt.

Dann das Erweckungserlebnis: Getrieben, zerrissen und unglücklich stimmt sie eines Abends im Freundeskreis ein Lied an und singt sich den Frust vom Leib. Die erstaunten Gesichter lassen keinen Zweifel daran offen: Mit einer solchen Stimme hat keiner gerechnet. Janis Joplin beginnt an ihrer Karriere zu arbeiten und folgt bald dem Ruf nach San Francisco, wo man sie sich als Leadsängerin einer Rock-Band wünscht. Janis scheint glücklich, doch das ständige Sex-Drugs-and-Rock'n'Roll-Dasein fordert immer wieder hohen Tribut.