Heidi (2015)

Heidi (2015)

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Filmkritik: Einmal Frankfurt retour

Eine Schlittelfahrt, die ist lustig, eine Schlittelfahrt, die ist schön.
Eine Schlittelfahrt, die ist lustig, eine Schlittelfahrt, die ist schön. © The Walt Disney Company Switzerland. All Rights Reserved.

Die ersten Jahre ihres Lebens durfte die kleine Heidi (Anuk Steffen) bei ihrer Tante Dete (Anna Schinz) aufwachsen. Doch damit ist Schluss, da die liebe Tante Karrierepläne hat und keine Zeit mehr hat, um auf ihre Nichte aufzupassen. So wird das Mädchen in die Berge zu seinem mürrischen Grossvater, dem Alpöhi (Bruno Ganz), gebracht. Obwohl er Heidi am liebsten sofort wieder ins Tal schicken möchte, behält er sie bei sich, und langsam wächst sie ihm ans Herz. Heidi fühlt sich pudelwohl in den Bergen und findet in dem Geissenpeter (Quirin Agrippi) und seinen Ziegen tolle Spielkameraden.

So ein Katzenjammer
So ein Katzenjammer © The Walt Disney Company Switzerland. All Rights Reserved.

Doch das so idyllische Leben wird jäh unterbrochen, als Dete zurückkehrt, um Heidi wegzubringen. Das Mädchen hat sie einer reichen Familie in Frankfurt versprochen. Heidi soll der im Rollstuhl befindenden Tochter Klara (Isabelle Ottmann) Gesellschaft leisten und zur besten Freundin werden. In dem grossen dunklen Haus in der grossen Stadt fühlt sich Heidi jedoch überhaupt nicht wohl. Heidi muss zurück in die Berge. Nun will dies kaum jemand einsehen. Wird Heidi ihre geliebten Berge, den Grossvater und den Geissenpeter jemals wiedersehen?

Regisseur Alain Gsponer ist eine gelungene Adaption der Geschichte von Johanna Spyri gelungen. Vor allem visuell kann er mit den Bergbildern und den düsteren Szenerie in Frankfurt viele Pluspunkte sammeln und hat mit Bruno Ganz als Alpöhi einen besonderen Trumpf in der Hand. Der Schauspieler macht mit seiner begrenzten Präsenzzeit die Leiden seiner Figur spürbar. Das ist grosses Kino - auch wenn es der Film aufgrund etwas gehetzter Erzählweise nicht immer ist.

Alain Gsponers Verfilmung ist gewiss nicht die erste Adaption der Geschichte von Johanna Spyri. Von der 1937er-Verfilmung mit Shirley Temple bis über die japanische Zeichentrickserie - die Geschichte des Mädchens ist vielen bekannt. Die Frage ist also, was diese neuste Verfilmung jetzt noch bringen kann. Die Antwort gibt Gsponer mit einem sensationellen Bruno Ganz als Alpöhi und wunderbaren Bldern.

Auch wenn sich der Film natürlich zum grossen Teil um das kleine Heidi dreht - eine herzige und schauspielerisch überzeugende Anuk Steffen -, ist Bruno Ganz das grosse Highlight des Filmes. Ganz ist so gut in der Rolle des mürrischen und zu Beginn kalten Alpöhis, dass man ihm ein Spin-off wünscht. Material wäre auf jeden Fall vorhanden, wird die Backstory der Figur doch kaum ergründet. Als das Heidi mal von anderen Leuten was Schreckliches hört und etwas indirekt beim Öhi nachfragt, gibt es ein mürrisches «Glaub nicht immer alles, was die Leute sagen». Zu ergründen, was wirklich passiert ist, wäre sehr interessant zu sehen, denn geschrieben wurden die dramatischen Ereignisse in Öhis Vergangenheit nämlich in der Vorlage.

Als es dann weg vom Öhi und in die grosse Stadt geht, verliert der Film ein wenig seinen Zauber, doch schafft er es, mit dem bei vielen bekannten Gefühl des Heimwehs mit Heidi zu bannen und zu hoffen. Zum Deprofilm wird Heidi dann aber nicht. Da gibt Gsponer mit Nebenfiguren Gegensteuer, die etwas lustig sein dürfen. Am Slapstick dürften sich sicher die Kinder erfreuen, auch wenn diese Szenen manchmal etwas fehl am Platz wirken, was auch von Jella Haase (Chantal aus Fack Ju Göhte) als mit französischem Akzent sprechendes Hausmädchen gesagt werden kann.

Um nicht nur die Geschichte von Heidi, sondern auch die von Klara abzuschliessen, hat sich das Team entschieden, auch das zweite Buch «Heidi kann brauchen, was es gelernt hat» in den Film zu packen. Hier wird dann die für den ganzen Stoff kurze Laufzeit von 106 Minuten bemerkbar. Zum Ende wird das Erzähltempopedal ein bisschen fest durchgedrückt. Trotzdem fliegt der Film nicht aus der Spur und lässt die Zuschauer dann doch zufrieden aus dem Kino.

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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