Holy f***ing shit! Hier kommt ein heftiger Actionfilm-Arschtritt von Produzent Timur Bekmambetov, Regisseur des im Vergleich lächerlich wirkenden Wanted. Hardcore ist eine irre Achterbahnfahrt, bei der man aufgrund der Wackelkamera zwar Augenkrebs bekommen könnte und auch der Griff zur Kotztüte sogar verständlich wäre. Aber gopfertamminamal ist dieses Adrenalin in Filmform geil.
Gedreht ist Hardcore komplett aus der Sicht des Protagonisten. "Point-of-View" (oder kurz: POV) wird das genannt, was sich vor allem bei Shooter-Games einer hohen Beliebtheit erfreut. Die Idee, einen ganzen Film so zu drehen, ist keineswegs neu. So drehte Alexandre Aja mit seinem "Maniac"-Remake schon einen effektiven POV-Schocker, in dem der Zuschauer alles durch die Sicht von Elijah Woods Frauenmörder sah. So unangenehm das auch war, es konnte nicht darauf vorbereiten, was der russische Regisseur Ilya Naishuller hier auf die Welt loslässt. Stellt euch die Rasanz, Schiesswütigkeit und Brutalität eines Shoot' em up vor und multipliziert das mal zehn.
Die Kameraführung ist jedoch sehr gewöhnungsbedürftig. Wer Hardcore im Kino schaut, sollte nicht unbedingt in den vordersten Reihen sitzen. Da könnte es einem schlecht werden. Das Bild wackelt ständig, da der Protagonist die ganze Zeit in Bewegung ist. Er rennt, fährt, schiesst, sticht und fliegt mehrmals durch die Lüfte. So toll die Action zwischendurch auch ist, vieles ist gar nicht wahrzunehmen aufgrund der Reizüberflutung und des Gewackels.
Der Film warnt von den Gewaltexzessen schon im Vorspann - eine James-Bond-Titelsequenz-Hommage mit Rockmusik. Doch da räkeln sich keine Girls. Da werden animierte Mansgöggel in jeder erdenklichen und manchmal auch unerdenklichen Weise umgenietet. Danach wird dies in Realfilmform umgesetzt. Für Zartbesaitete ist dies nichts. Das Ganze ist jedoch so comicartig umgesetzt, dass dem ersten Schrecken schnell mal Gelächter folgt. Etwas lachhaft ist leider auch der Bösewicht mit seinen Telekinesekräften. Da wäre ein weniger verrückter Einfall besser gewesen.
Hardcore ist überdeutlich ein Kind der B-Actionfilme aus den Achtzigern und Neunzigern. Die Männer ballern, was das Zeug hält, während die Frauen leicht bekleidet durch die Szenerie huschen und auch mal zu den Waffen greifen. Da darf natürlich auch ein quasselnder Sidekick nicht fehlen. Den hat das Werk auch nötig, da Protagonist Henry nicht sprechen kann. So taucht immer mal wieder Sharlto Copley in lustigen Verkleidungen auf, um zu erklären, wo, wann und wieso die nächsten Gegner warten. Dass Copleys Figur zudem alle fünf Minuten das Zeitliche segnet, bringt dem Film zusätzliche Lacher. Der Südafrikaner hatte zweifellos Freude an dieser Rolle.
Jetzt steht da so viel über Hardcore geschrieben, dabei sollte man über diesen Film nicht lesen, sondern ihn erleben. Ein komplett durchgeknallter Actionfilm, der sich keine Atempause gönnt, brutal und gleichzeitig witzig ist. Und dann ist sogar auch noch Queen mit "Don't stop me now" auf dem Soundtrack vertreten. Was will man mehr?!