Wim Wenders ist so etwas wie ein Pionier, was den Gebrauch der 3D-Technologie im Arthouse-Bereich betrifft. Mit Pina betrat er 2011 Neuland für Autorenfilmer und wurde dafür frenetisch gefeiert. Kollege Jean-Luc Godard machte sich drei Jahre später einen Spass daraus, die Technologie bis zur Grenze des Ertragbaren zu vergewaltigen. Nun ist der Ball wieder bei Wenders, der mit Every Thing Will Be Fine seinen ersten Fiktionsfilm in 3D präsentiert.
Die optische Tiefe ist also mal gegeben, wie sieht es mit der inhaltlichen aus? Auf den ersten Blick nicht so berauschend. Dies beginnt mit der Drehbuchentscheidung, einen Autoren als Protagonisten auftreten zu lassen. Gähn, gähn, doppelgähn, mag man da facepalmen, der Autor als verstecktes Alter Ego, waaahnsinnig originell. Klischeeverdächtig ist zudem auch die Geschichte vom Mann, dem Unfall und den Schuldgefühlen. Die frischeste Idee auf dem Markt ist dies nun wahrlich nicht. Zumindest nicht auf dem Papier.
Doch das Gute am Kino ist ja eben, dass es nicht auf Papier stattfindet. Und so gelingt es Wenders erstaunlicherweise, die eher abgestandenen Charaktere glaubhaft zum Leben zu erwecken. Dazu trägt die exzellente Inszenierung bei. Der schöne Score von Alexandre Desplat harmoniert prächtig mit den exzellenten Bildern von Benoît Debie (der unter anderem schon für Gaspar Noé Enter the Void gefilmt hat). Das 3D drängt sich hierbei nicht in den Vordergrund, man vergisst bald, dass man überhaupt die Brille aufhat. Doch gerade dadurch, dass die Zuschauer nicht die ganze Zeit durch effekthascherische Zaubertricks abgelenkt werden, entsteht ein schöner, ruhiger Bildfluss.
Im Fluss sind auch die Schauspieler. Es ist beachtlich, was Wenders an Starpower zusammengebracht hat - ein Zeichen für das internationale Renommee, das sich der Deutsche in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten geschaffen hat. So kann er es sich leisten, eine Rachel McAdams mit einer verhältnismässig kleinen Nebenrolle abzuspeisen. Und Peter Stormares Auftritt dauert sogar nur wenige Minuten.
Der Hauptdarsteller James Franco bestreitet den grossen Teil des Filmes mit unbeweglicher Miene - was aber dem Charakter zuzuschreiben ist, den er verkörpert. Charlotte Gainsbourg schliesslich spielt die trauernde Mutter angenehm zurückhaltend. Emotionsausbrüche sind ihre Sache nicht - und auch nicht die des Filmes. Das hat er auch gar nicht nötig, denn die tiefen Emotionen erzeugt er ganz von alleine. Dazu braucht's kein 3D.