Coconut Hero ist nach Das Lied in mir erst der zweite Langfilm des Regisseurs Florian Cossen. Doch das Werk vermag mit einer enorm dichten und liebevoll-sinnlichen Atmosphäre zu überzeugen. Cossen erzeugt eine Intensität und Faszination wie selten zuvor gesehen. Schon ganz zu Beginn fesselt die Atmosphäre, und das nimmt mit fortlaufender Zeit sogar noch zu. Erschaffen wird ein Kosmos, der in sich geschlossen ist und perfekt harmoniert.
Wesentlich tragen dazu die (Jung-)Schauspieler Alex Ozerov und Bea Santos bei. Mit voller Hingabe verkörpern die beiden ihre (nicht immer einfach zu spielenden) gegenpoligen Rollen. Sie erscheinen - trotz teils überzogener Darstellung - authentisch, was an der Tiefe der Charaktere, aber auch am Genre (Komödie) liegen kann, denn zu keiner Zeit versucht der Film künstlich lustig zu sein: Stets sind es Szenen, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit und ihrer Absurdität unterschwellig amüsant sind.
So werden die Zuschauer während 100 Minuten bestens unterhalten von einer tragisch-komischen Story mit viel schwarzem Humor, Zynismus und Morbidität sowie einem Tränen-in-die-Augen-treibenden Umgang mit ernsthaften Themen wie Tod, Suizid und Krankheit. Dies beginnt mit der ersten Einstellung, als Mike versucht, sich mit einem Gewehr in den Kopf zu schiessen, ohne dabei zu vergessen, seine eigene, irrsinnig witzige Todesanzeige aufzugeben und seiner Mutter eine Botschaft mit dem Inhalt "Vergiss bitte nicht, die Fische zu füttern" zu hinterlassen.
Zu vergleichen ist das Werk mit dem erst kürzlich erschienen Paper Towns, welchem er aber eine stärker verdichtete und bessere schauspielerische Leistungen, garniert mit viel schwarzem Humor und mehr Experimentalität, voraus hat. Die Dialoge sind sehr kurz gehalten, sprudeln aber vor Wortwitz über und sind genau aufgrund der Wortkargheit so belustigend. Mehr Dialog braucht es auch gar nicht. Stark sind auch die Szenen, in welchen Mike jegliche Konversation ablehnt und die beiden sich minutenlang anschweigen, ohne jedoch mit sinnlichen Blicken zu geizen. Dass die beiden mehr verbindet als reine Freundschaft, ist sofort erkennbar.
Die Kameraeinstellungen sind experimentell gewählt, aber äusserst gelungen: Gefilmt wird so zum Beispiel aus einem Grab heraus, mit eingestreuten (total überzogenen) Super-Slowmotions oder schrägen Aufnahmen von der kanadischen Natur. Die Kamerafahrten sind sehr langsam und verharren im richtigen Moment. Allgemein ist es ein ziemlich langsamer Film, lange, statische Aufnahmen und Makroaufnahmen lassen die Luft knistern. Ein fröhlicher Indie- und Folkloresoundtrack trägt als Stilmittel zur Komik bei, wird dank der Lyrics aber dennoch emotional eingesetzt. In den richtigen Momenten fehlt die Musik gänzlich, Umgebungsgeräusche im Hintergrund untermalen die emotionale Stimmung und nehmen dem Werk noch mehr das Tempo.